Guten Morgen Foris,
einer der letzten Sätze meiner Psychiaterin lautete:
"Auch in dieser schwierigen Lage wird sich eine Routine entwickeln."
Ich habe es gehört, wollte es aber nicht hören,
denn das hätte bedeutet, dass ich annehme, wie was derzeit ist.
Dazu war es damals zu früh.
Die Routine stellt sich mittlerweile Gott sei Dank ein.
Als erstes setze ich morgens - nach dem Aufwachen - die Gleitsichtglasbrille auf die Nase,
damit sich der Gedanke/das Gefühl/der Eindruck (???) nicht weiter verfestigt, ich könne
seit der Erkrankung nicht mehr gut mit beiden Augen gleichzeitig gucken.
Einäugig geht es besser; ich hab's ausprobiert ;-)
Praktisch und im übertragenen Sinne ist es mir äußerst wichtig, klar zu sehen.
Einen Augenarzttermin habe ich Anfang Februar.
Dann mache ich auch die altersbedingt empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen.
Vielleicht liegt mein Fehlsehen nur daran, dass die Sehstärke der Brillengläser nicht mehr aktuell ist.
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Mach es nicht kompliziert ist ein Tipp der verhaltenstherapeutisch arbeitenden Selbsthilfegruppe.
Das ist leichter gesagt, als getan.
Deborah ist "umständlich" (= kompliziert), habe ich schon als Kind gehört.
... und statt mir zu zeigen, wie es einfacher geht, wurde innerhalb der Familie darüber gelacht.
So habe ich das Verkomplizieren als meine Art erlernt und - als lebensbehinderd unerkannt - gelebt.
Um mein Leben nun einfacher zu gestalten, mache ich das wohl derzeit auch ziemlich umständlich.
Doch ich habe Verständnis für die Kleine in mir, die sich auf diesem Weg alleine durchgewurschelt hat.
Heute gibt es Gott sei Dank niemanden mehr von denen, die sich auf meine Kosten amüsiert haben.
Als "aus der Art Geratene" habe ich als einzige meiner Herkunftsfamilie überlebt.
Als Hilfskonstruktion gebrauche ich nun oft die Formulierung "Ich bin alt und krank und deshalb darf ich ..."
Ich weiß natürlich, dass ich darf - auch ohne alt und krank zu sein - nur die Umsetzung ist nach 75 Jahren schwierig.
Da ich krankheitsbedingt abgenommen habe und das Essen nach wie vor noch nicht wieder wirklich gut funktioniert,
darf ich jetzt jeden Morgen einen selbstgekochten Kakao
mit Sahne aus einer ausgesucht schönen Bechertasse trinken.
Auch ein Kneippbad in Teufelskralle
darf ich mir aus den o.g. Gründen gönnen.
Das ist ein guter Start in den Tag und macht mich froh und glücklich :-))
Ich wünsche Euch allen einen angenehmen Sonntag.
Viele Grüße
Deborah
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Wer etwas will, sucht Wege.
Wer etwas nicht will, sucht Gründe.
Lerne erst laufen,
bevor du versuchst zu rennen.
("zeitzuleben", Ralf Senftleben)
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2-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.01.23 06:19.