"Manchmal haben wir immer noch Angst.
Es gibt immer noch graue Tage, aber sie sind grau, nicht schwarz.
Und wir wissen, Regentage gehen vorüber.
.....
Der Genesungsprozeß ist ein fließender Vorgang mit Überlappungen und Überschneidungen der einzelnen Phasen.
Es gibt keinen festen Zeitrahmen, wie wir die einzelnen Stadien durchlaufen.
Genesung ist vielschichtig. Sie ist ein allmählicher Vorgang.
... und ist auch ein spiritueller Prozeß.
(aus "Unabhängig sein" von Melody Beattie)"
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Guten Morgen liebe Deborah,
das sind sehr schöne und bedeutungsschwangere Sätze, die Du da zitierst.
Je länger ich lebe und denke, desto mehr empfinde ich Gesundheit & Krankheit als einen nicht statischen, ein für allemal fest gelegten Entwicklungsprozess.
Wie bei einem Seismograph, wo die Kurve sich zwischen einer oberen und einer unteren Toleranzlinie bewegt.
Wäre diese Kurve eine mittige gerade, in sich absolut stabile Linie, so wäre man tot.
Wie bei einem dem entsprechenden EKG.
Wenn es gelingt anzunehmen, dass es bei diesen Entwicklungen nicht nur zu Wachstum sondern zeitweise auch zum Schrumpfen von Ressourcen kommen kann und dass aber auch diese - wie das Wachstum - nicht in Stein gemeißelt sein brauchen, so fällt mir zumindest erheblich leichter, auch dunklere Tage auszuhalten und diese nicht sogleich in ein starres Schwarz-Weiß- Muster einzuordnen.
Denn so tat ich es noch vor relativ kurzer Zeit - in meinen Gedanken & Gefühlen - und stand mir damit - ohne es aber erkennen zu können - recht häufig selber im Weg.
Das klingt zwar abstrakt, ist es aber gar nicht.
Denn eine solche "geschmeidigere"/ beweglichere innere Haltung ermöglicht mir dann, im Bedarfsfall auch mal ein neues Medikament auszuprobieren. Ohne dann gleich zu denken, dass dies eine lebenslängliche Entscheidung bis an mein Grab sein müsse und ich natürlich auch sämtliche im Beipackzettel erwähnten Nebenwirkungen dabei kennenlernen werde.
Da habe ich mich selber ein wenig ausgetrickst und eine Apothekerin meines Vertrauens um ihre Einschätzung bezüglich der Nebenwirkungen konkret bei mir gebeten. Den Beipackzettel habe ich danach ungelesen gelassen und fühle mich mit dieser etwas vorselektierten Information bei weitem ge-erdeter.
Danke für Deinen Baum.
Liebe Grüße,
Miramis
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Erstmals Diagnose BS im Frühjahr 2010 , bis 2012 aufrecht erhalten und mehrfach von verschiedenen Fachärzten bestätigt. Sehr starker jahreszeitlicher Einfluss, Wohnort nördlich des Polarkreises.
In dieser Zeit keine Medikation.
2012 Rückzug nach Deutschland aus dem Ausland.
In Folge schlagartige Verbesserung der bipolaren Problematik. Keine Bestätigung der Verdachtsdiagnose BS in Deutschland. Statt dessen eher "stabile langjährige depressive Phasen" bis zum Herbst 2018:
Erstmaliges Wiederauftreten einer hypomanischen oder manischen Phase in Deutschland, Dauer drei Monate, nach Einstellung mit Quetiapin 300 mg Abgleiten in eine nachhaltige Depression, Dauer 1,5 Jahre.
Seit etwa April 2020 - nach schrittweisen und fachärztlich begleitetem Ausschleichen des Quetiapin - Beginn einer hypomanischen oder manischen Phase bis Herbst. Dann Einschleichen von Lithium.
Aktuelle Medikation: 25 mg Quetiapin Retard abends
450 mg Quilonium Retard abends