Hallo Foris,
persönlicher Kontakt ist aufgrund des Tinnitus und der extremen Hyperakusis derzeit kaum bis gar nicht möglich.
Telefonieren über's Festnetz geht für eine kurze Zeit. Im Internet schreiben, klappt in Maßen.
Auch Radio hören ist nicht möglich.
Was ich inzwischen wieder kann: die Stille hören (sie ist lauter als das Rauschen im Ohr).
Das finde ich sehr tröstlich.
In vielen Bereichen muß ich noch austesten, was geht.
Das Hören auf meinem linken Ohr hat sich in den vergangenen 4 Monaten verändert. Das gibt mir Hoffnung.
Von gar nicht hören, klingt es jetzt, als ob jemand Lachgas eingeatmet hat und dann wie eine Mickymaus spricht.
Verstehen kann ich dann nach wie vor nicht, was gesagt wird - auch nicht, obwohl das rechte Ohr gesund ist.
Bei Schwerhörigkeit sprechen die Menschen automatisch lauter.
Dann dröhnt mir der Kopf :-(
Ich muß mir angewöhnen, freundlich und selbstbewußt zu sagen: "bitte langsamer und deutlicher".
Das klappt nicht immer. An schlechten Tagen suche ich das Problem alleine bei mir.
Es geht mir derzeit am besten, wenn ich alleine bin. Das ist kein Problem.
Ich komme mit mir alleine (und Maya) gut zurecht.
Durch den nun gesundheitlich erforderlichen extremen Rückzug will ich "im Auge behalten", nicht zu vereinsamen.
Um dem entgegen zu wirken, habe ich diesem Baum eröffnet.
Hier schreibe ich auf, was mich bewegt und beschäftigt.
Über Rückmeldungen würde ich mich freuen.
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Womit ich immer noch "kämpfe": Hilfe annehmen.
Von Kind an gelernt, alles alleine machen zu müssen und zu erleben, dass das auch gut klappt,
ist dieses Verhaltensmuster, mit 75 Jahren nur sehr schwer zu verändern. Es haftet wie Pattex.
Gemäß der mir zugestandenen Pflegestufe kann ich mir Hilfe im Haushalt suchen.
Dem entgegen steht aus meiner Sicht: ich bin ober-pingelig und verwende beim Putzen aus Umweltgründen
für alles nur ein Mittel. Das müßte ich klar und selbstbewußt kommunizieren.
Ausserdem sagt mein innerer Widersacher:
den Dreck, den du machst, kannst du auch selber wegmachen!
Das kann ich ja auch, nur kostet es mich viel Kraft, die mir dann anderweitig fehlt, z.B. für's Kochen.
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Zwischen sich helfen lassen und zeitgleich selbst- und eigenständig bleiben, verläuft für mich ein sehr schmaler Grad.
Zweimal krankheitsbedingt "entmündigt" hat auch nach 20 Jahren deutliche Spuren hinterlassen.
Die Verantwortung für mein Leben gebe ich nicht mehr aus der Hand!
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Der Schwerbehindertenausweis mit allen Unterlagen liegt schon beim Ordnungsamt.
Wenn meine Gehbehinderung eingetragen wird, ist ein großes finanzielles Problem gelöst.
Dann kann ich unkompliziert und ohne Zuzahlung Bus und Bahn nutzen.
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Das Leben im ländlichen Bereich - für mich sehr wichtig - ist körperlich behindert, doppelt schwierig.
Viele Grüße
Deborah
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Wer etwas will, sucht Wege.
Wer etwas nicht will, sucht Gründe.
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