Guten Morgen Irma,
danke für Dein Mitgefühl.
Die letzten Kilometer meiner gestrigen Reise saß ich in einem neuen äußerst geschmackvoll
eingerichteten und gestalteten Zug: einem Doppeldecker, drinnen ganz leise.
Ich war beeindruckt.
... und erleichtert und etwas versöhnlicher gestimmt, als mir auf dem Bahnsteig meiner Heimatstadt
meine Freundin lachend mit meinem Hund entgegen kam.
Für irgendetwas muß es ja gut sein, so einen Horrortag erlebt zu haben.
So oder ähnlich muß meine Freundin wohl auch gedacht haben.
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Die Gespräche mit meiner Ärztin waren für mich immer dann besonders wichtig, wenn ich mich unverstanden fühlte.
Das gestrige aussergewöhnlich lange Gespräch von 1 1/2 Stunden hatte nach einer Zusammenfassung etwas
nach Abschied Klingendes.
Die Rückmeldungen habe ich so verstanden, dass die meisten meiner Probleme, nicht unbedingt etwas mit der Bipolaren Störung zu tun haben. Vielmehr wirken die Umstände, unter denen ich in meiner dsyfunktionalen Großfamilie aufgewachsen bin, bis heute nach.
In dem Wissen, dass ich als Kind fehlende Privatsphäre und ungesunde Verhaltensweisen als "normal" kennengelernt habe, wehre ich mich dagegen heute mit "Zähnen und Klauen". Auch stecke ich mein Terrain sehr genau ab und achte darauf,
dass niemand meinen Grenzen zu nahe kommt oder gar drübertrampelt (meine Formulierung).
Meine Mitmenschen wüßten dann gar nicht was los ist. Sie könnten mich nicht verstehen.
In diesem Sinne fühle ich mich zurecht unverstanden.
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Was meine derzeitige Erkrankung betrifft, so hat mir meine Ärztin empfohlen, erst einmal ein halbes Jahr abzuwarten
und die mir aufgrund der Pflegestufe zustehende Unterstützung zu nutzen. Sie hält es nicht für ausgeschlossen,
dass mein Gesundheitszustand sich langfristig (ca. 1 1/2 Jahre) noch verbessern kann.
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Ich stehe zu mir!
Was ich ändern konnte, habe ich geändert.
Manches wird bleiben, ob mir das gefällt oder nicht.
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Viele Grüße
Deborah
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Wer etwas will, sucht Wege.
Wer etwas nicht will, sucht Gründe.
Lerne erst laufen,
bevor du versuchst zu rennen.
("zeitzuleben", Ralf Senftleben)
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