Guten Morgen liebe Deborah,
" Träume und Vorstellungen im Kopf - meinem eigenen und auch dem mancher Mitmenschen - sehen das anders.
Demnach bin ich (auf der ganzen Linie?) gescheitert.
Gefühlt bin ich das - aus heutiger Sicht - keineswegs.
Ich bin Schritt für Schritt meinem eigenen näher gekommen."
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Diese deine Worte würde ich ohne Zaudern auch für mich so unterschreiben.
Ich finde es trotz vieler Jahre des Umdenkens noch immer ausgesprochen schwierig, die eigenen Maßstäbe und Wertvorstellungen - im Kopf wie im Herzen - von den in der Kindheit "eingepflanzten" zu unterscheiden.
Oder anders ausgedrückt empfinde ich diesen Prozess als ein sehr langsames, aber beharrliches Überschreiben einer alten, toxisch wirksamen Schrift.
Wie sehr die alten Buchstaben unter den neuen Wörtern hervor leuchten , ist dann unter anderem abhängig von Stimmung und Tagesform.
Erzwingen oder beschleunigen lässt sich diese Entwicklung meiner Erfahrung nach nur sehr bedingt.
Wenn die alten Schriftzüge meiner Kindheit zu verblassen beginnen, empfinde ich dies als großes Geschenk.
Ich kann darum bitten, dem Neuen auch die Tür öffnen - aber einen Anspruch darauf habe ich nicht.
Immun gegen das Gefühl gescheitert zu sein, bin ich sicher nicht.
Aber ich sehe diese Entwicklung - wie du - als eine Art Annäherung an mich selbst.
Und wann ist man schon jemals ganz und gar "angekommen"?
Vielleicht ist das auf dem richtigen Weg sein ja schon die Antwort auf viele Fragen (?).
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Irgendwo habe ich es bei Rainer Maria Rilke sinngemäß so gelesen, dass es weniger darum gehe, die Antworten zu kennen, als darum die Fragen lieb zu gewinnen...
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Liebe Grüße,
Miramis
Erstmals Diagnose BS im Frühjahr 2010 , bis 2012 aufrecht erhalten und mehrfach von verschiedenen Fachärzten bestätigt. Sehr starker jahreszeitlicher Einfluss, Wohnort nördlich des Polarkreises.
In dieser Zeit keine Medikation.
2012 Rückzug nach Deutschland aus dem Ausland.
In Folge schlagartige Verbesserung der bipolaren Problematik. Keine Bestätigung der Verdachtsdiagnose BS in Deutschland. Statt dessen eher "stabile langjährige depressive Phasen" bis zum Herbst 2018:
Erstmaliges Wiederauftreten einer hypomanischen oder manischen Phase in Deutschland, Dauer drei Monate, nach Einstellung mit Quetiapin 300 mg Abgleiten in eine nachhaltige Depression, Dauer 1,5 Jahre.
Seit etwa April 2020 - nach schrittweisen und fachärztlich begleitetem Ausschleichen des Quetiapin - Beginn einer hypomanischen oder manischen Phase bis Herbst. Dann Einschleichen von Lithium.
Aktuelle Medikation: 25 mg Quetiapin Retard abends
450 mg Quilonium Retard abends
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.11.22 06:34.