Guten Morgen liebe Deborah,
in so einen Bauwagen im von Dir beschriebenen Feriendorf würde ich mich gemeinsam mit meiner Tochter ebenfalls liebend gerne einbuchen.
Auch Deine Beschreibung von dem leider nun an den Zeitgeist angepassten bisherigen Lieblingsferiendorf klingt ganz wunderbar.
Eben nach dem Gegenteil von Reizüberflutung.
Als ich Deine Zeilen über das Bauwagendorf an zuma las, hatte ich sogleich das Bild unseres finnischen Bauwagens vor Augen, den wir "Zirkuswagen" nannten, waldgrün anmalten und innen liebevoll einrichteten.
So war es uns möglich - während der zehnjährigen Bauzeit unseres Blockhauses - dort gut & einfach zu leben.
Zu merken, mit wie wenig man auskommen kann, wie wenig man "eigentlich" zum Leben braucht, war eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
Auch wenn ich zuerst meine zum Trocknen aufgestellten Gummistiefel vom obersten Regal räumen musste, um die Schüssel mit dem Hefeteig dort unterzubringen.
Geheizt und gebacken haben wir ausschließlich mit vom Sturm gefällten Holz, das wir günstig von der finnischen Waldbehörde erwerben konnten. Beim Abholen des Holzes aus abgelegenen Waldstücken im Winter und später beim Holzhacken und Stapeln wurde uns bereits warm, bevor das Holz im Ofen knisterte.
Trinkwasser holten wir in Eimern aus einer Quelle, die vielleicht 100 Meter hügelabwärts lag. Auch hierbei wurde es einem schnell warm.
Strom hatten wir dennoch, weil im Winter der Sonnenkollektor auf dem Dach des Zirkuswagen nicht ausgereicht hätte, um den Kühlschrank zu unterhalten. Das war ein sehr altmodischer Sonnenkollektor, der im Sommer alle paar Stunden mit der Hand nach dem Stand der Sonne ausgerichtet werden wollte.
Die ganze Art und Weise wie wir dort lebten, war sicherlich aufwendig und auch für finnische Verhältnisse überhaupt nicht zeitgemäß.
Besonders im Winter waren längere Abwesenheiten als einige wenige Stunden kaum zu tolerieren, weil dann alles eingefroren wäre.
Wir lebten dort aber auch im Sommer überwiegend so standorttreu wie die dort ansässigen Schneehühner:-)
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Ich habe dies selten als Einengung empfunden, da ich über viele Jahre eben dieses besondere Gefühl hatte, am richtigen Ort zu sein.
Bedauerlicherweise waren die Lichtverhältnisse auf lange Sicht aber nicht kompatibel mit meiner Bipo, von der ich damals lediglich die Symptomatik kannte.
Die Sehnsucht nach diesem Land und dieser so gänzlich anderen Lebensweise bleibt mir.
Ist ein Stück Heimat, das ich in mir trage.
So wie Du vielleicht das alte "aus der Zeit gefallene" Feriendorf in Deinem Inneren bewahren darfst...
Herzliche Grüße,
Miramis
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Erstmals Diagnose BS im Frühjahr 2010 , bis 2012 aufrecht erhalten und mehrfach von verschiedenen Fachärzten bestätigt. Sehr starker jahreszeitlicher Einfluss, Wohnort nördlich des Polarkreises.
In dieser Zeit keine Medikation.
2012 Rückzug nach Deutschland aus dem Ausland.
In Folge schlagartige Verbesserung der bipolaren Problematik. Keine Bestätigung der Verdachtsdiagnose BS in Deutschland. Statt dessen eher "stabile langjährige depressive Phasen" bis zum Herbst 2018:
Erstmaliges Wiederauftreten einer hypomanischen oder manischen Phase in Deutschland, Dauer drei Monate, nach Einstellung mit Quetiapin 300 mg Abgleiten in eine nachhaltige Depression, Dauer 1,5 Jahre.
Seit etwa April 2020 - nach schrittweisen und fachärztlich begleitetem Ausschleichen des Quetiapin - Beginn einer hypomanischen oder manischen Phase bis Herbst. Dann Einschleichen von Lithium.
Aktuelle Medikation: 25 mg Quetiapin Retard abends
450 mg Quilonium Retard abends