Hallo Miramis und Deborah,
vielen Dank für eure Geschichten und Gedanken zur Armut. Ihr zeigt mir wieder einmal, wieviele Facetten dieses Thema in den Lebensgeschichten von Menschen hervorbringt.
Oft geht es auch nicht nur um die finanziell definierte Armut wie im jährlichen Armutsbericht.
Wenn man sich nach der "Decke strecken muss" zu Zeiten, bspw. von aufgelaufenen Schulden durch die Bipo und das beileibe nicht nur durch das "schwungvolle" Ausgeben von Geld, dass man nicht hat, in der Manie, sondern ebenso von bspw. Mietschulden, weil man in tiefer Depression gar nicht auf die Beine kommt, irgendetwas von staatlichen Hilfen zu beantragen, weder Arzt noch Arbeitgeber kontaktiert, durch sämtliche staatlichen Raster fällt oder noch ganz vielen mehr und anderen möglichen Ursachen. Das Ganze dann über längere Zeit, um rauszukommen aus den wie auch immer gearteten Schulden. Das kann dann schon zur Charakterschule werden, oder auch in die Verzweifelung treiben. Ebenso werden manchem die Schulden einfach bezahlt und sie meinen, das geht in jeder neuen manischen Finanzgier immer wieder so weiter - da frage ich mich schon, was hat das mit der vorgelebten Finanzgier der "großen" Macher in unserer Gesellschaft und der Ausrichtung unserer Gesellschaft zu tun?
Die Geschichten sind so vielfältig, wie das Leben und wie die Gesichter der Bipo.
Bin ich nicht mehr nur allein selbst als Bipo betroffen, sondern leben inzwischen auch Kinder im Haushalt, dann spätestens ist wohl Schluss mit lustig. Wird mir meine Verantwortung für mein Kind bewusst, ist die Frage, schaffe ich es eine andere Einstellung zum Geld, zur Armut zu entwickeln? Damit dann auch einen verantwortlichen Umgang damit?
Allmählich kam ich dazu die verschiedenen Gesichter der Armut wahrzunehmen, wie es auch Miramis andeutet. Arm an Mitgefühl, arm an Ärger und Wut über die Zustände in dieser Gesellschaft (weil man ja vermutlich doch nix ändern kann - also sich ergeben in diese schxxß Lage - und Wut und Ärger runterschlucken - bringt ja eh nix. Doch es bringt was, immer wieder neue Krankheitsphasen bringt das, wenn die Hoffnung auf Änderung beginnt zu sterben.) geistige Armut, um nicht zu sagen verblöden, kulturelle Armut, denn Teilnahme an kulturellen Highlights ist stark eingeschränkt vom Geld und vom Zugehörigkeitsgefühl her. Arm an Freude, Glück, Gesundheit - was halt so immer auf den Geburtstagskarten steht. Arm an Vorfreude auf schöne Geburtstagsfeiern für die Kinder.
Allmählich ist der sozialpsychiatrische Sektor aufgewacht, was die Lebenssituation von Kindern psychisch erkrankter Eltern betrifft. Welche Möglichkeiten auch immer geschaffen werden zur Hilfe und Unterstützung dieser Familen. Ich frage mich: Bringt das auch irgenwann mal ein Umdenken und Neuausrichten unserer Gesellschaft?
Der jährlliche Armutsbericht ist den Medien jedenfalls nur am Tag der Veröffentlichung eine Meldung wert, um wieviele Prozentpunkte die jeweiligen Indexparameter wieder angestiegen sind seit dem Vorjahr.
Die Schwierigkeiten der Almosen verteilenden Tafeln, sind hingegen momentan so oft medial beleuchtet, obwohl sie gar keinen Rechtsanspruch für irgendwen auf Hilfe darstellen, den ja eigentlich der Staat zu geben hat.
So, ich habe fertig.
LG
s.