Dieses Tabu gehört aus der Welt geschafft,
denn damit beginnt so manches Elend.
Für mich ist Geld ein Zahlungsmittel - nicht mehr und nicht weniger.
Als Prestigeobjekt eignet es sich in meinen Augen nicht.
Es hat in diesem Zusammenhang keinen Wert.
* * *
Als Arbeiterkind kurz nach dem 2. Weltkrieg geboren und in einfachen, armen Verhältnissen aufgewachsen,
habe ich mich - meist unter Kindern aus Geschäftshaushalten - nie ausgegrenzt gefühlt.
Meine Eltern waren tolerante Menschen. Wenn jemand jedoch glaubte, aufgrund
seines Vermögens ein besserer Mensch zu sein, dann blieb die Tür zu.
Diese Erfahrungen haben mich geprägt.
* * *
Als ich 2002 die ersten Schritte zurück ins Leben machte, mußte ich bei Null wieder anfangen.
Materiell und finanziell war ich arm.
Ich fühlte ich mich ab diesem Zeitpunkt jedoch sehr reich.
Erstmals hörte ich von den offiziellen Zahlen der Armutsgrenze.
Da konnte ich mich einordnen -
seltsam, fand ich!
Das war der Anlaß, für mich zu definieren, ab wann ich mich möglicherweise arm fühlen könnte.
Wenn ich meine Miete nicht mehr bezahlen und nicht mehr essen kann, was ich mag.
So legte ich meine persönliche Armutsgrenze fest.
Damit lebte ich gute 20 Jahre - mit materiell und finanziell wenig - zufrieden vor mich hin.
Die Krönung meines Glück's ist, dass ich den Mut aufbrachte,
mit 74 Jahren in meine heutige Heimat umzuziehen.
* * *
Mit der Pandemie und den nachfolgenden, sich aneinander reihenden Krisen wurde es zunehmend schwieriger,
mit dem auszukommen, was mir finanziell zur Verfügung stand. Auch altersmäßig wurden mir erstmals Grenzen
gesetzt, mir etwas zur Rente hinzu zu verdienen.
Zum ersten Mal spürte ich das Gefühl von großer Ungerechtigkeit, als Rentner und Studierende vom Energie-Entlastungspaket der Regierung ausgeschlossen wurden.
Dadurch kam ich gefühlt der von mir persönlich gesetzten Armutsgrenze erschreckend schnell näher.
* * *
In diesem Monat war es dann aufgrund der mir entstandenen Kosten im Zusammenhang mit meiner Erkrankung
tatsächlich so, dass das Geld nicht mehr reichte - bereits eine Woche vor Monatsende.
Damit war einer der beiden Punkte, nämlich mir nicht mehr kaufen zu können,
was ich essen mag, erreicht.
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Geld ist ein Zahlungsmittel - nicht mehr und nicht weniger.
Derzeit hat es auch als solches an Wert verloren.
Das sind meine Gedanken zu diesem Thema.
Sie aufzuschreiben, tut mir gut.
Viele Grüße
Deborah
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 01.12.22 06:19.