Ich habe zwar sehr viele Interessen, vor allem in den Bereichen Musik und Gestaltung aber auch selbstständige Weiterbildung in den Bereichen Geschichte, Psychologie und Ökologie..doch anders als du hab ich weder Beziehung, noch bin ich arbeitsfähig.
Also 2 grundverschiedene Ausgangssituationen könnte man sagen.
Und doch leide ich genauso unter diesem "In den Tag leben", dem Gefühl der Sinnlosigkeit. Bei mir ist es jedoch auch ganz einfach Einsamkeit denk ich mir. Ich fühl mich halt wie ein Ausserirdischer, der neben der Gesellschaft steht, drauf schaut und sich wundert über die Menschen, die anscheinend so fröhlich und zufrieden die selbstgewählten Klischees bedienen von "Karrieremensch" über "Familienmensch" bis "Asi". Sie alle finden Ihre Gruppe und blöken dann wie die Schafe um die Wette wer nun König des jeweiligen Klischees sei. Diese Gruppenzusammengehörigkeit mit denselben Wertvorstellungen scheint sehr sinnstiftend zu sein. Ich suche meine Gruppe, doch finde nix passendes. Kann nirgends ganz ja und nirgends ganz nein sagen dazu. Am ehesten noch hier im Forum oder in der Klinik.
Mich berührt es immer wieder, wenn ich Dokumentationen über relativ unberührte indigene Völker sehe, die In Ihrer Sippe leben als Jäger und Sammler. Ich sehe in diesen Gesichtern so viel Freude, Vertrauen, Liebe...Jeder in der Gruppe wird fürs Überleben gebraucht und entsprechend wertgeschätzt. Sie leben ohne Besitzdenken und auch Konkurrenzfragen scheinen viel weniger zentral zu sein als hier bei uns. Sie haben ein reiches Wissen über Kräuterheilkunde und Heilpraktiken, gehen verantwortungsvoll mit Rauschmitteln um, und auch Ihre Formen der Religion, bei uns leicht abwertend als "animistisch" bezeichnet, hat für mich einen sehr viel grösseren Realitätsbezug als unsere 3 grossen monotheistischen Weltreligionen, die nach den Sternen greifen aber unsere Welt der Erscheinungen sträflich vernachlässigen. Diese Menschen identifizieren mit Ihrer Gruppe, sie haben auch keine Wahlmöglichkeiten wie wir hier bei uns.
Ich denke mir dann immer wieder: "DA würde ich gerne dazugehören", doch ist mir bewusst, es ist eine fremde Kultur, in der ich nicht aufgewachsen bin. Diese Menschen scheinen nicht nach dem Sinn zu fragen, sie leben. Leben in einer organisch gewachsenen Gruppe, die als geschlossenes System funktioniert. Ein sehr kleines System verglichen mit unseren Nationen, die von multinationalen Konzernen fremdgesteuert werden.
Was ich damit sagen möchte:
Ich denke viel von uns können sich nicht mehr identifizieren mit dem was im Namen der Demokratie (und damit des Volkes, also auch mir selbst!) passiert, also dieser "Kater" nach dem Konsumhigh was Zuma beschreibt.
Ich glaube jedoch, es ist nur sehr wenigen von uns gegeben, den Sinn bloss im "Innen" zu finden. Nicht jeder kann als einsiedlerischer Mönch glücklich werden. Es fehlt uns die Identifikation mit der eigenen Kultur. Ich habe zum Beispiel damals als Lehrer lange daran geglaubt, dass Schule eine gute Sache sein kann. Mit den Jahren hab ich dann aber realisiert: Die Schule ist strukturell vor allem auf Selektion ausgerichtet, womit ich mich NICHT identifizieren kann.
Es fehlt den meisten von uns an Identifikation mit der eigenen Kultur, und gerade wir ach so psychisch kranken Menschen sind diejenigen, die uns diesen Vorwurf von der Aussenwelt immer wieder anhören müssen weil wir genau das leben (quasi zur "Antiposition" verurteilt). "Der will nicht" anstatt "Der kann nicht".
Diese innere Leere kommt bei mir immer wieder hoch (gerade heute ist ziemlich schlimm), und durch all diese Gedanken wird es nur bedingt besser. Ich bräuchte eine Gruppe, eine Sippe in der ich meinen Platz hab ohne defür kämpfen zu müssen, wo man mich wertschätzt für das was ich bin, keine Überforderung, keine konkurrenzbasierten Rangeleien.
Ops bissl viel Geschrieben merk ich grad.,,na ja smuss es ja niemand lesen.
Also...ganz einfach und kurz :
Ich nehme diese innere Leere als Differenz zwischen inneren Bedürfnissen und äusseren Bedingungen wahr.
