Hallo Heike,
mir ist da ein bisschen zu viel einerseits/andererseits in dem, was Du schreibst. Du versuchst anzudeuten, dass man ja für beide Seiten des Maskenkonflikts Verständnis haben kann und soll.
Das sehe ich allerdings anders.
Wäre es wirklich sinnvoll gewesen, zum Thema Apartheid Verständnis für beide Seiten zu haben, als diese Ungerechtigkeit in Südafrika noch gelebt wurde?
Ich denke nein. Die herrschenden Weißen hielten an einer grundsätzlich falschen Gesetzgebung fest, welche die sozialen Unterschiede und die Ungleichbehandlung vor dem Gesetz legitimierte. Das musste beseitigt werden, ganz ohne Verständnis für die Seite der Weißen. Übrigens - das Land, welches der Sache der Schwarzen die meiste Unterstützung bei ihrem Befreiungsprozess gewährt hat, war kein anderes als Schweden.
Wenn heute weiße Südafrikaner von den alten Zeiten schwärmen, als sie noch die alleinigen Herren waren, dann habe ich Verständnis dafür. Alles hat irgendwie sein Gutes, und niemand hat etwas davon, wenn andere von irgendeinem Glauben abschwören, den sie haben.
Was zählt, ist die Realität.
Was zählt, ist, welche Regeln gelten.
Und wenn Regierungen Regeln aufstellen, welche vielen Menschen schaden (womit wir in diesem Moment hier und in vielen anderen Ländern konfrontiert sind), dann müssten diese Schäden durch einen entsprechend höheren Nutzen, welcher aus der Einhaltung dieser Regeln resultiert, zumindest ausgeglichen werden.
Viele weiße Südafrikaner waren sich bewusst, dass die Apartheid vielen Schwarzen Bürgern schadete. Dennoch hielten sie sie für gerechtfertigt, weil sie Argumente dafür fanden, dass die Vorteile für das ganze Land diese Nachteile für die Schwarzen überstiegen.
Die weißen Südafrikaner irrten sich.
Genau wie sich höchstwahrscheinlich die Menschen irren, welche glauben, dass eine Verzögerung der Ausbreitung von Coronaviren unter der gesunden Bevölkerung einen Vorteil gegenüber einer ungehinderten Ausbreitung mit schneller Immunisierung zahlreicher Menschen besitzt.
Deswegen wäre es gut, wenn Du, Heike, Dich für eine der beiden Seiten entscheiden würdest.
Ein entschiedener Befürworter von Grenzkontrollen, Quarantäne und Masken ist immerhin jemand, mit dem man diskutieren kann (wenn er einem denn zuhört).
Aber sich hinstellen und sagen "Irgendwie haben ja alle recht", das bedeutet angesichts eines langen Katalogs von staatlichen Zwangsmaßnahmen im Klartext:
Ich unterstütze den Status Quo, möchte mich aber nicht dazu bekennen.
Hättest Du das damals bei der Apartheid auch so gemacht?
Fragt sich
Roquentin