Liebe Deborah,
Du schreibst von deinen Plänen dieses Tages und das klingt gut . Es ist wichtig, sich gewisse Dinge , die wirklich von Bedeutung sind, fest vorzunehmen, im Tag einzuplanen und auch nicht über den Haufen zu werfen, weil wieder irgendwas anderes dazwischen kommt.
Denn dieses "irgendwas dazwischen kommen lassen" ist ja eher in Krisenzeiten der Fall, dass die Struktur fehlt und es fehlt dies: Dinge zu Ende zu machen, also nicht sprunghaft und unkoordiniert zu sein - das ist ein Ziel - anders rum wäre es ja ein hypomanisches Zeichen
Ich fasse mal wieder - so wie in früheren Posts zusammen:
Guter ausreichender Schlaf, Feste Mahlzeiten, mit Hund spazieren, Brot backen für dich allein, Beschäftigungen die erden (Masken nähen), Haushalt - damit der einfach so normal läuft wie "sonst" auch und man nicht morgens in eine dreckige Küche kommt. Keine Einkäufe selbst sondern machen lassen - dann braucht man auch selbst keine Maske.
Du hast dein Akutmedikament nochmal erhöht, weil du gemerkt hast, es gibt Symptome, die darauf hindeuten, dass noch nicht alles "im Lot ist".
Ja - durch die jahrelange Betreuung, Begleitung und - Schulung - unserer Ärzte haben wir gelernt wie es geht. Wir haben ein Gespür, in uns hineinzuhorchen und ganz sensibel zu empfinden, wann es gut ist und wann wmgl noch längst nicht. Was wir brauchen und was wir auf jeden Fall vermeiden sollten. Eben wie wir durch diese Krise kommen - die erstmal nichts mit uns persönlich zu tun hatte, sich aber ganz direkt auf unsere psychische Gesundheit und Stabilität ausgewirkt hat - da wir erhöhte Vulnerabilität haben zu erkranken.
Und nun sind wir gefordert, diese unsere Stabilität zu erhalten ( oder wieder zu erlangen) und das TROTZ dieser die ganze Welt betreffenden Pandemie. Das ist auch für uns eine neue Erfahrung nie dagewesene Erfahrung . Mit der Pandemie sitzen wir aber im gleichen Boot mit allen um uns herum. Das wiederum ist neu - alle haben Probleme, nicht nur wir , in unserem Kopf
Ich finde das ist eine große Herausforderung - einerseits. Da wir aber krisenerprobt sind und schon viele persönliche Katastrophen erlebt haben und immer nach dem Motto:
"Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, Weitergehen " verfahren mussten, weil es keinen anderen Weg gibt, so ist es diesmal auch nicht anders.
Im Grunde macht es keinen großen Unterschied, was jetzt direkt dafür gesorgt hat, dass unsere Transmitter in Unordnung geraten sind und sich dann das gleiche Procedere abspielt wie sonst auch , bei anderen Anlässen:
Hypomanie droht- oder ist schon in den Startblöcken- oder schon aufgelaufen und noch schlimmeres steht vor uns. Letzteres , uns beide betreffend zum Glück noch in weiter Ferne
Also: gegensteuern - Akutmedikament erhöhen, erhöhen, anpassen, die passende Dosierung finden
Verhalten ändern- Tagesstruktur bekommen - also das übliche, bekannte Prozedere. Eben genau das, was wir in den vielen Jahren zuvor, in denen wir auch wunderbare Ärzte hatten, die uns begleitet und geschult haben, von denen wir gelernt und die auch von uns profitiert haben.
Mein Arzt schrieb zuletzt eine SMS ( da war er schon krank und nicht mehr im Dienst):
Sie schaffen das jetzt auch ohne mich (also ohne Arzt)
Und genau das ist es was wir jetzt machen, du und ich und viele andere die hier lesen und schreiben, die es vielleicht auch schon viel länger gelernt haben, stabil zu bleiben auch in Krisen
Meine Tagesstruktur ist anders als deine aber auch ich habe festgestellt, dass die festen, regelmäßigen Mahlzeiten eine wichtige Komponente sind
Zusätzlich Walken, Klavierspielen, Malen, Briefe schreiben, Haushalt so wie in gesunden Zeiten- also keine übertriebenen Putzaktionen, Zeitung lesen statt TV und Radio, vieles ganz ruhig machen, weil es erdet, / informiert sein z.b. über Masken gebote/
Ich habe festgestellt als meine Tagesdosis noch nicht ganz passend war musste ich mir einen Plan schreiben. Das ist nicht mehr nötig, der Plan entsteht von selbst und ist in Ordnung
Ich merke z.B. auch, dass ich wieder meine gewohnten TV Sendungen gucken kann - so wie immer und entsprechend die Ruhe habe auf der Couch zu liegen. das ist auch ein gutes Zeichen. Alles was sich wieder "ganz normal" anfühlt trägt zur Stabilisierung bei.
Ich wünsche dir auf deinem Weg mit dem eigenen guten Gespür für die richtige Dosierung deines Akutmedikamentes , für die Tagesstruktur, und für alles was zu deiner Stabilisierung beiträgt ( auch den guten Schlaf!!!) alles alles Gute und ich freue mich auf den Tag da wir uns sagen können, wir haben es geschafft und sind da durch gekommen
Du und ich und viele andere wir sind stark. Wir schaffen das
Herzliche Grüße
Irma
noch immer dabei die anlaufende Hypomanie zu verhindern - deshalb dieser langatmige Text....:-)
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.04.20 10:30.