Hallo ThorstenD,
vordergründig würde ich ähnlich wie Kinswomen argumentieren, vereinfacht, du bist ziemlich depressiv, hast deine Erfahrungen damit, mache was, agiere dagegen, du kennst dich aus.
In einem stimmte ich ihr ganz definitiv bei: Du hast deine Tochter groß gezogen. Nun ist sie 15, nabelt sich evtl. allmählich ab, du fühlst dich vlt. weniger gebraucht, dein bisheriger Lebenssinn scheint verloren. Wenn Kinder flügge werden, geht es erstmal vielen Eltern ähnlich, inclusive mir. Kinder sind geschenkte und ebenso geborgte Lebenszeit für mich. Wenn deine Tochter nun allmählich ihre eigenen Wege geht, dann ist das sehr gesund und vielleicht auch auf Grund deines Anteils an ihrem Erwachsen werden. Hat sie dich lieb? Redet sie gern mit dir? Mein Kind braucht mich auch als Erwachsene, nicht mehr so regelmäßig wie als Kind, aber doch immer wieder und auch ich sie. Unsere Beziehung hat sich verändert und entwickelt.
Wenn du nun sagst, deine Tochter kommt nun auch ohne dich klar, sicher sie soll ja weiter erwachsen werden und ihr Leben selbstständig leben. Wenn du allerdings nun selbst keinen Sinn zum Leben mehr findest, da sie ja deiner war, möchte ich an deine Verantwortung ihr gegenüber appellieren. Sie wird dich als Gegenüber auch jetzt und im Erwachsenenalter brauchen.
ThorstenD schrieb:
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> Was also tun, wenn man zurückblickt und
> feststellt, dass die Anzahl der schlechten Tage um
> ein Vielfaches größer ist, als die Guten? Wenn
> man morgens aufwacht und der erste Gedanke, der
> einem kommt ist "Schade" Wieder in die Klinik?
> Wieder Tabletten nehmen, um sich einigermaßen
> durch den Tag zu schleppen?
Hier höre ich Resignation, Mühsal wenig Hoffnung heraus, du bist gut angepasst und dennoch, hm. Erinnere mich dabei an meine Depressionen, aber es klingt im Hintergrund Überdruss, "was soll mir schon noch etwas von Grund auf anderes bringen?"
> Da hilft weder die Frage nach dem Glück, noch
> nach dem Sinn. In der Therapie habe ich gelernt,
> mich über Kleinigkeiten zu freuen, Dinge die für
> einen Außenstehenden banal erscheinen. Stichwort
> Achtsamkeit. Diese Fähigkeit scheint man jedoch
> sehr schnell zu verlernen. Sinnlos also, sich
> über den Sinn Gedanken zu machen, wenn da keiner
> ist.
Gab es früher einen Sinn, Glück neben deiner Tochter?
Ein Kind aufziehen ist Arbeit.
Käme andere Arbeit für dich noch in deinen Gedanken vor? Bspw. Hobby, Ehrenamt, gegen Entgelt verschiedenen Umfangs? Denken ist Arbeit, die dich voran bringen kann oder auch zermürben.
Einige, die mich begleitet haben:
Arbeit ist die erste Grundbedingung alles menschlichen Lebens, und zwar in einem solchen Grade, dass wir in gewissem Sinn sagen müssen: Sie hat den Menschen selbst geschaffen. (Marx/Engels - Dialektik der Natur)
Arbeit ist Selbstausdruck des sich verwirklichenden Menschen. (D. Sölle „Kleine Theologie der Arbeit")
Ob ich dich damit erreiche weiß ich nicht. Ich wünsche dir Hoffnung ,die trägt.
Alles Gute
s.
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reifer werden heißt,
schärfer trennen,
inniger verbinden
- Hugo von Hofmannsthal -