Hallo A,
ich weiß nicht ob die Frage: "Bin ich derzeit unerträglich? " wirklich ernst gemeint ist, also ernst in dem Sinne, dass wenn jemand dir seine Eindrücke schildert, du bereit bist, diese zumindest mal zu reflektieren, ohne dich gleich angegriffen zu fühlen.
Wenn ich so eine Frage stelle, wie ich auf andere gerade wirke, muss ich mit Ehrlichkeit rechnen, einer Ehrlichkeit, die vielleicht nicht gerade mit meinem Selbstbild übereinstimmen muss. Am Besten geht das natürlich bei Personen, denen ich sehr vertraue, bei mir ist es die beste Freundin. Sie würde mir ehrlich sagen, was sie gerade bei mir wahrnimmt und das kann schon mal auch ein wenig wehtun. Aber bei ihr weiß ich, dass dies eine Ehrlichkeit ist, die nicht darauf aus ist, mich bewusst verletzten zu wollen oder mich klein machen zu wollen, auch wenn das was sie dann ggf. sagt, nicht mit meinem Bild übereinstimmt. Gerade weil ich weiß, dass sie mir da nichts vor macht, tut es evtl. auch weh und veranlasst mich, mal wirklich inne zu halten und über das Gesagte zu reflektieren.
Hier im Forum ist dies natürlich sehr schwer, weil Du nie weißt, wie ehrlich jemand das mit Dir meint. Wenn ich dich richtig in Erinnerung habe, dann hast du einen guten Draht zu deiner Therapeutin. Vielleicht wird sie Dir ehrlich die Frage beantworten, wie sie dich gerade wahrnimmt und ggf. kannst du es von Ihr auch annehmen.
Denn wenn ich Dir sage, dass ich dich seit einigen Monaten eher "abgerückt", "abgehoben" im Sinne von in deinem Schreiben für mich gerade oftmals nicht verständlich bzw. nicht geerdet empfinde, wobei es auch Zeiten gibt, wo ich dein Schreiben wieder nachvollziehen kann und ich Dich dabei, bei uns, bzw. beim Thema wahrnehme, wirst Du wahrscheinlich dich verletzt fühlen und es abwehren. Auch wenn ich für mich, ehrlich diese Frage beantworte, so wird es für Dich nicht sichtbar werden, bzw. du daran zweifeln.
Aber "unerträglich" empfinde ich dich nicht. Eher sonderbar und manchmal im Topic, wenn du wieder zu deinen eigenen Themen abdriftest, nach meinem Empfinden, dann wohl manchmal etwas nervig, aber alles aushaltbar.
Du fragtest, was du machen kannst. Ich weiß nicht, ob du überhaupt etwas machen möchtest. Was ich aus deinen eigenen Worten ziehe ist, dass du in solchen Zuständen oft gut mit deiner Therapeutin reden kannst und dir das, so habe ich dich wenigstens verstanden, gut tut.
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).