Hallo Wesker,
die Feindeslilebe sehe ich tatsächlich auch wie eine andere Dimension. Sie fordert einen Prozess,wenn sie ehrlich gemeint ist, der auch das Opfer verändert. Vielleicht ein bisschen so, wie wenn man von einem Menschen sagt, der hat Größe gezeigt.
Ich kopiere mal ein Gebet von Frauen aus dem KZ Ravensbrück, das im evangelischen Gesangbuch steht. Es zeigt für mich gelebte Feindesliebe und wie schwer diese zu erreichen ist, was an Klärung, klar-werden dem voraus gehen muss.
G E B E T A U S D E M F R A U E N - K Z R A V E N S B R Ü C K
Frieden den Menschen, die bösen Willens sind,
und ein Ende aller Rache
und allen Reden über Strafe und Züchtigung.
Die Grausamkeiten spotten allem je Dagewesenen,
Sie überschreiten die Grenzen menschlichen Begreifens,
und zahlreich sind die Märtyrer.
Daher, o Gott,
wäge nicht ihre Leiden auf den Schalen
Deiner Gerechtigkeit,
fordre nicht grausame Abrechnung,
sondern schlage sie anders zu Buche:
Laß sie zugute kommen allen Henkern,
Verrätern und Spionen
und allen schlechten Menschen,
und vergib ihnen
um des Mutes und der Seelenkraft der anderen willen.
All das Gute sollte zählen, nicht das Böse.
Und in der Erinnerung unserer Feinde
Sollten wir nicht als ihre Opfer weiterleben,
nicht als ihr Alptraum und gräßliche Gespenster,
vielmehr ihnen zu Hilfe kommen,
damit sie abstehen mögen von ihrem Wahn.
Nur dies allein wird ihnen abgefordert,
und das wir, wenn alles vorbei sein wird,
leben dürfen als Menschen unter Menschen,
und daß wieder Friede sein möge auf dieser armen Erde
den Menschen, die guten Willens sind,
und daß dieser Friede auch zu den anderen komme.