Lieber Wesker,
Glauben ist nicht Wissen und die Wahrheit ist ein Weg. Ich weiss, dass ich nichts weiss und doch bekenne ich mich zum christlichen Glauben, da Jesus für mich ein nachahmenswertes Leben und Beispiel für eine menschlichere Welt darstellt. Ob er Sohn Gottes ist, spielt keine Rolle. Dass es den historischen Jesus gab, ist wissenschaftlich belegt.
Mit 14 Jahren habe ich mich bekehrt und heute sehe ich mich als multireligiös und lege Wert darauf, dass ein erwachsener Mensch nichts mehr glauben muss. Für mich gibt es in allen grossen Religionen so etwas wie einen inneren Erfahrungsweg. Ich folge damit christlichen, jüdischen, muslimischen ...Mystikern, die oft gegen organisierte Religion rebellierten, weil Ihnen ihr Gebet, die innere Weisheit und Ethik etwas anderes gebot als die Kirche.
Auch Du glaubst, hast Werte, Normen und eine Ethik, die sich womöglich interessanterweise in allen Religionen fast übereinstimmend wiederfinden.
Ich verweise auf Weisheiten der Bibel, des Korans, des Buddhismus, Hinduismus, Judentums etc.
Die reduzierte Lehre lautet in etwa überall so
Ich bin der Herr Dein Gott.
Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst
Halte meine Gebote.
Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe. Diese drei. Die Liebe aber ist die grösste unter ihnen.
1. KORINTHER 13
Und eine goldene Regel findet sich schon bei Konfuzius
und nicht erst Jesus oder Immanuel Kant.
'WAS DU NICHT WILLST, DAS MAN DIR TU, DAS FÜG AUCH KEINEM andern ZU'
Wenn uns Glaube zu solchem Leben und Handeln veranlasst, dann haben wir Reich Gottes schon Hier und Jetzt.
Aber, ich gestehe, ich bin wie der ungläubige Thomas. Ich muss Gott spüren und berühren können und das auch durch die Liebe, die mir durch Mitmenschen widerfährt.
Selbst wenn alle Religionen falsch sind, tue ich so, als ob es diesen gütigen und liebenden Gott gibt. Ich folge seinem Programm für eine bessere Welt.
Und fühle mich gerne bei ihm geborgen. Denn bedingungslos lieben kann vielleicht nur der Allmächtige. Menschen stellen immer Erwartungen. Und die kann ich als Bipo oft nicht erfüllen.
Auch im depressiven Rückzug erlebe ich Gottverlassenheit . Aber mein Gespräch zu ihm reisst niemals ab. Und wenn ich ihn nur anklage.
Ein Glaube so gross wie ein Senfkorn genügt.
Du siehst. Ich bin multireligiös, Zweifllerin und Gläubige. Ich Werde immer nach der inneren Wahrheit suchen. Und sie ist nichts statisches . Sie findet sich an jedem Ort des Universums, unabhängig von meiner Religion.
' Suchet, und ihr werdet finden.'
In allen Weisheitstraditionen, selbst bei den Zeugen Jehovas. Die übrigens nicht wie wir Christen Hitler gefolgt sind, sondern wegen ihres Glaubens in den KZ s landeten.
Viel Spass bei der Suche nach Deiner inneren Wahrheit. Bekehren und missionieren liegt mir fern.
Danke für Deinen schönen Diskussionsanstoss
LG
Frech