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Wie willst du denn festlegen, was gerecht ist und was nicht? Und wo willst du die Grenzen ziehen, wo Leid anfängt? Vielleicht sagt ja ein 100 Jahre alter Mann, der Verfolgung und Krieg erlebt hat: warum durfte mein Bruder als Säugling sterben und ist direkt ins Paradies gekommen? Alles hat seine zwei Seiten und du hast die freie Entscheidung, ob du beide Seiten wahrnehmen möchtest oder nur die Dunkle oder nur die Helle?
Was "Gerecht" ist, unterliegt natürlich der jeweiligen Moral & Ethik einer Gesellschaft. Ich habe nur ein Beispiel rausgegriffen mit dem Kind - ein Beispiel, wo genau der Mensch selbst eben keinen Einfluss hat. Im Gegensatz zu Dingen, die er aktiv beeinflussen kann.
Ja, alles hat zwei Seiten, aber es gibt Dinge die kann man beeinflussen und andere, die kann man nicht beeinflussen.
Aber man muss sagen, wenn man sich die Tiefpunkte der Menschheitsgeschichte anschaut, wie die zahllosen Kriege etwa, wirft es halt zwangsläufig bezügl. einem göttlichen Wesen die Frage nach einer Intervention auf. Zudem verträgt sich das "Gott greift nicht ein" nicht mit den Religionen selbst, wo die Religiösen sehr wohl finden, das Gott selbst eingreift wie z.B. die Juden, die ihre Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten als Intervention Gottes sehen.
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Zum Thema Behinderung: worauf ich hinaus will: vielleicht hat ja ein behinderter Mensch sogar die besseren Voraussetzungen für ein glückliches Leben, da er früh lernen muss, mit dem Perfektionszwang der Menschheit umzugehen? Auf was kommt es denn im Leben an? Nach außen hin eine perfekte Fassade vorzuweisen mit Geld, Reichtum, gute Leistungen und Schönheit? Oder dass man inneren Frieden findet und es hell innen ist? Das Letztere bietet nur die Hinwendung zur spirituellen Welt.
Bei allem Respekt, man kann das beste aus seinem Schicksal machen und man kann auch mit Behinderungen, Krankheiten oder Störungen wie der Bipolaren Störung eine gute Lebensqualität erreichen, aber: Es bleibt dennoch eher was negatives für das Leben als was positives. Ich meine, wenn jetzt eben z.B. ein Kind ohne Beine geboren wird, kann es durchaus ein angenehmes Leben führen, aber: Es wäre dennoch schöner, wenn es Beine hätte oder etwa nicht?
Man kann sich natürlich alles schönreden, aber um ehrlich zu sein, werden die Grundsachen dadurch nicht positiv in ihrer Gesamtheit.
Meine ehem. Partnerin etwa hat zwei Gliedmassen verloren, die nach einem Unfall amputiert werden mussten. Sie lebt gut und sie hat keine Probleme damit, aber: Es wäre dennoch schöner, wenn der Unfall nie passiert wäre und sie nie hätte durch die Schmerzen, Operation und Reha gehen müssen. Und ihre Gliedmassen noch hätte... ich meine nur, das solche Ereignisse wie Unfälle zwar nicht dein Leben zerstören müssen - aber positiv sind sie dennoch nicht.
Wenn die Menschen nämlich entscheiden könnten, ob sie so eine Last im Leben tragen müssen oder nicht, ich denke, die meisten würden sich gegen die Probleme entscheiden und für ein leichteres Leben.
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Ja, du sollst keine anderen Götter haben: aber die meisten Leute machen etwas zu ihrem Gott, z.B. Geld, Drogen, Körper, Macht, Esoterik-Kult usw. Und hier komme ich wieder zu meiner allerersten Antwort auf dein Posting zurück. Wenn du dich an etwas anderes festhältst als an Gott, dann wird es dich beim Fallen mit nach unten reißen … Die Idee, dass es höherrangige Götter gibt, ist ein Gedanke, der deutlich macht, wie verkorkst wir Menschen denken: in Hierarchien und Vergleichen, schön geordnet nach Schubladen.
Ich denke nicht, das man diese Statussymbole mit Religion direkt vergleichen kann. Bei Religion geht es um mehr, vor allem bezügl. übermenschlichen Sachen wie eben Götter und der Frage, was nach dem Tod kommt. Das was du erwähnst, ist heute schon halt der Lebensinhalt vieler Menschen, aber die wenigsten machen daraus eine Religion.
Was die Hierarchien von Göttern angeht: Selbst der Monotheismus kennt diese, z.B. mit Gott untergeordneten Wesen, die allerdings höher stehen als der Mensch - etwa Engel in dem Sinne. Die werden nur halt nicht als eigene Gottheiten betrachtet, sondern als Untertanen Gottes, die als seine Boten usw. fungieren.
Man muss auch sich fragen, ob die Definition "Gott" bei anderen Religionen wie dem Hellenismus mit dem Olymp, den "Göttern" wie Zeus usw. überhaupt dieselbe ist wie die im Monotheismus.
Für mich ist Gott das, das Allmacht besitzt - die Macht alles zu tun, alles zu lassen, alles zu erschaffen oder aber auch alles zu zerstören. Ein Wesen, das keine schöpferische Allmacht besitzt, ist in meinen Augen kein wirklicher Gott. Oder in einer Hierarchie wie bei den Griechen, zumindest nicht der oberste aller Götter (das war dort glaub "Gaia" aka Mutter Erde, wenn ich mich recht erinnere)
Übrigens, ich mag diese herrlichen Logikbrüche bei der Allmacht, wie ich schon erwähnte: Gott könnte dich zerstören, also töten, aber gleichzeitig dich leben lassen oder heilen. Was sich in sich selbst wiederspricht ja, da es das jeweilige Gegenteil voneinander ist.
Gott steht und fällt mit der Allmacht - ohne Allmacht ist es kein wirklicher Gott, da ihm die Macht fehlen würde, zu erschaffen und was zu machen, das ausserhalb der menschlichen Reichweite, Logik usw. liegt.