Hallo Brinkmann,
wo du von deinem Bruder sprichst....stehst du mit dem Thema Pflege alleine da?
Ich bin selbst in der undankbaren Situation, dass ich trotz zwei Geschwistern diejenige bin, die sich um die Mutter kümmern muss, unter der sie am meisten leiden musste. Meine Schwester ist mit 15 von zu Hause weggegangen und mein Bruder lebt weiter weg. Auf mich hatte meine Mutter also praktisch am längsten "Zugriff".
Nun baut sie vor allem geistig ab. Ich kümmere mich um sie. Zunächst habe ich das sehr widerwillig getan, zwischen Pflichtgefühl und Wut hin und her gerissen.
Erstaunlich war dann, dass meine kalte Mutter sich immer mehr öffnete (für Gefühle aber auch indem sie ihre eigene Kriegskindheit aufarbeitet).
Das macht sie nicht unschuldig und Wut von meiner Seite ist weiter angebracht. Meine Kindheit macht sich nicht ungeschehen, aber sie relativiert sich, nachdem ich immer mehr von meiner Mutter und ihrer Kindheit erfahre. Unsere Schicksale entschuldige nichts oder stellen das eine über das andere, aber es berührt mich sehr. Dadurch dass sie sich ihren Schmerz erlaubt, legitimiert sie irgendwie auch meinen. Ich habe das Gefühl, dadurch dass sie ihren Schmerz teilt, erkennt sie auch meinen an, ohne es direkt zu sagen.
So, dass ist jetzt sehr lang geworden und eher mein eigener Erfahrungsbericht. Aber vielleicht kannst du davon etwas mitnehmen.
Und sei es, dass du im Gegensatz zu deinem Bruder momentan eine schwerere Last trägst, die dir am Ende aber vielleicht sogar Chancen einräumt.
LG Howie