Hallo,
vieles ist hier schon geschrieben worden und ich habe lange überlegt, ob und was ich noch dazu schreibe.
Ich sehe das "Krisenjahr" der DGBS nicht als etwas, was plötzlich hereingebrochen ist, sondern etwas, was schon eine längere Vorgeschichte hat. Bisher hatte ich das Gefühl, dass eine Devise galt, die mit einem Rheinländischen Spruch gut ausgedrückt wird: "
Et hätt noch emmer joot jejange.". Die Probleme gärten dafür im Inneren.
Sicherlich ist ehrenamtliche Arbeit ein persönliches Engagement und wird, außer mit ggf. einer Aufwandsentschädigung, sonst nicht weiter vergütet. Jedoch liegt auch hier ein Stolperstein, dann nämlich, wenn dieses Engagement regelrecht ausgenutzt wird. Gut es gibt die Seite, die davon profitiert und ausnutzt und die andere Seite, die sich ausnutzen lässt. Aber wo das "Ausnutzen" beginnt und wo es ggf. auch die Stabilität gefährdet, ist eben die Frage.
Die FachkollegInnen haben den Vorstandssitz auch nicht nur aus altruistischen Grundsätzen inne, sie profitieren davon in ihrer Vita, welches sich auf ihre Karriere evtl. günstig auswirken kann. Ebenso Veröffentlichungen, die sie über die Fachgesellschaft publizieren oder das Nennen als Initiatoren, z.B. der S3 Leitlinien, dürfte durchaus vom Vorteil sein. Ich glaube auf ihrer Seite wird das Mitwirken in einer Fachgesellschaft mehr gerade auch persönliche Vorteile bringen, als nur das reine altruistische investieren an Zeit.
Doch sollte nicht gerad eine trialogische Fachgesellschaft mit dem Schwerpunkt bipolare Störungen diesen Aspekt mitdenken und gemeinsam diskutieren, wie Strukturen geschaffen werden können, dass die Gefahr von Selbst- oder Fremdausbeutung hemmt und Fürsorgestrategien implementiert?
Auch dass ein Mitglied des Vorstandes in eine Krise geraten kann (übrigens sind Ärzte davor nicht immun, die Selbstmordrate bei den FachkollegInnen sind gegenüber anderen Berufen recht hoch), sollte doch wohl gerade einer bipolaren Fachgesellschaft klar sein. Auch da gilt es, zu überlegen und zwar gemeinsam, wie man dann verfahren sollte, vor allem damit nicht so ein grobfahrlässiger Fehler, wie die Stellungnahme an die Mitglieder passiert.
Dann fällt mir noch eine Kultur der Fehler ein. Fehler können passieren, auch den FachkollegInnen, das mindeste, was man dann aber tun kann, ist sich zu entschuldigen. Das steht auch den FachkollegInnen gut zu Gesicht.
Eine Aufgabe einer trialogischen Fachgesellschaft sehe ich darin, gerade dieses Machtgefälle "Arzt-Patient" sowohl in der Praxis, wie auch in der Fachgesellschaft an sich zu überwinden, hin zu geteilter Entscheidungen auf Augenhöhe.
Wie hier schon erwähnt wurde, ist es eine Haltung, den Trialog zu leben. Wenn aber diese Haltung nicht mal innerhalb der DGBS umfassend Fuß fasst, wie möchte sie es dann aber nach außen wirkungsvoll vertreten?
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 17.11.18 13:57.