Hallo zusammen,
ich kann euren Ärger gut nachvollziehen und möchte dennoch einen Blick aus einer anderen Ecke probieren:
Ich versuche, H. Langosch´s Editorial als Vorlage, ziemlich steile - sicher, zu verstehen und im Text zu diskutieren.
Er hat
seine Sicht ganz direkt formuliert.
Wenn Trialog, so sei es ihm zugestanden.
Wenn Trialog, so sei es auch uns zugestanden, ebenfalls im Klartext.
Liebe Leserinnen und Leser,
Nächstes Jahr feiert die DGBS ihren zwanzigsten Geburtstag und wir könnten uns eigentlich auf eine schöne Jubiläumstagung einstimmen, wenn nicht das vergangene Jahr, und das darf ich als jemand, der von Anfang an dabei war, sagen, das wohl kritischste in der Geschichte der DGBS gewesen wäre. Ein Mitglied des Vorstands hat zeitweilig die Auflösung der Gesellschaft betrieben
Das stimmt.
und wurde u.a. deshalb in der Mitgliederversammlung von seiner Vorstandsarbeit entbunden.
Die Diskussion darum war schmerzhaft und hat zu einer Spaltung innerhalb der Mitglieder und des Vorstands geführt. Argumente wurden ausgetauscht, Vorwürfe gingen hin und her, persönliche Bindungen und Freundschaften wurden strapaziert und bei vielen war die Grenze des Erträglichen überschritten.
Ich finde, wir können jetzt nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Wir benötigen eine offene Diskussion über die Ausrichtung der DGBS.
Das finde ich auch.
Nehmen wir ihn beim Wort?!
Der vor vielen Jahren vollzogene Wandel von der medizinischen Fachgesellschaft hin zu einem trialogischen Verein konnte nicht ohne Spannungen bleiben.
Soweit ja.
Und zu meinem Bedauern erfolgt auch immer wieder eine Polarisierung zwischen Betroffenen und Professionellen. Dies kann bei nüchterner Betrachtung auch nicht verwundern, da im Alltag unseres Gesundheitssystems Patienten Leistungen in Anspruch nehmen, die Ärzte und Therapeuten anbieten. Zwischen diesen stehen die Angehörigen, welche ihre eigenen Bedürfnisse haben.
Ich sehe mich in der DGBS nicht als Patientin, sondern als eine von Bipolarität betroffene Frau und finde hierin einen entscheidenden Unterschied.
Diese Hierarchie verschwindet nicht einfach, wenn ein trialogisches Etikett aufgeklebt wird.
So ist es.
Wir Betroffene haben immer wieder angemahnt, dass in der Tüte mit dem Etikett Trialog tatsächlich auch Trialog drin sein sollte. Dazu gehört unbedingt immer wieder die gegenseitige Erdung der Trialogpartner, die schwer durchdrang von den Betroffenen in Richtung Profis über die vielen Jahre hinweg, in denen der Trialog in Verbindung zur DGBS steht.
Von Betroffenenseite 2012 und im Jahr darauf von Angehörigenseite wurden Symposien zum Thema Trialog konzipiert und durchgeführt. Die Profiseite hat uns ihre Sicht in kompakter Form bis heute vorenthalten.
Der Verein DGBS kann bei divergierenden Interessen nur dauerhaft funktionieren, wenn der kleinste gemeinsame Nenner definiert ist.
Hier widerspreche ich ganz energisch in Bezug auf diese kausale oder mathematische Sicht!
Trialog heißt für mich nicht, der kleinste gemeinsame Nenner,
sondern eher der systemische Blick auf die drei Trialogparteien der DGBS, die sich u.a. immer wieder gegenseitig erden (dürfen!).
Die DGBS ist primär kein Dienstleistungsbetrieb und kann nicht Leistungen der Sozialsysteme ersetzen. Sie ist auch als Projektionsfläche für unerfüllte Bedürfnisse ungeeignet. Wer sich in den Verein einbringt, tut dies ehrenamtlich und das Prinzip ehrenamtlicher Tätigkeit ist Selbstlosigkeit, nicht nur der Verzicht auf Entlohnung. Dafür ist ihm der Dank der Mitglieder sicher, egal wie groß oder klein sein Beitrag ist!
1. Wenn die DGBS von Mitgliedern als Projektionsfläche für unerfüllte Bedürfnisse gesehen würde, dann doch bitte trialogisch verteilt von Mitgliedern aus allen 3 Mitgliederkreisen.
2. Ja, als was sieht uns Herr Langosch denn nun? Als Patienten, die Leistungen aus den Sozialsystemen bei eben diesen Sozialsystemen und nicht bei der DGBS erhalten, oder als DGBS-Mitglieder die in Sachen BS erfahren sind aber in der DGBS nun tatsächlich keinen Patientenstatus haben?
3. In Bezug auf die Selbstlosigkeit im Ehrenamt würde ein Blick auf die Inhalte der DGBS-Schulung Lernort Selbsthilfe genügen, um über die in der Selbstlosigkeit liegenden Gefahren, die Martin und J.R. bis zur Neige auskosten durften, aufgeklärt zu werden.
Lassen Sie uns im zwanzigsten Jahr der DGBS offen diskutieren, wie wir unseren Verein in Zukunft sehen möchten und lassen Sie uns dabei das wesentliche Ziel nicht aus den Augen verlieren, nämlich Bipolare Störungen besser zu verstehen, zu behandeln und die Folgen erträglicher zu machen! Darüber hinaus ist Trialog eine Chance, gemeinsame Interessen zu bündeln und wenn es uns gelingt, Trialog weiterhin nutzbar zu machen, dann sehe ich weiteren 20 Jahren DGBS hoffnungsvoll entgegen.
Herzlichst, Ihr
Jens Langosch
Lassen Sie uns noch einmal versuchen, den Trialog in der DGBS zu diskutieren.
Rom wurde schließlich auch nicht an 1 Tag erbaut.
Grüße an alle
s.