Nachdem ich in den letzten Tagen weniger im Forum aktiv war, will ich auch hier nochmals kurz einhaken, nachdem ich mich schon vor 1-2 Tagen in einem anderen Baum zum Thema Finanzen zu Wort meldete. Ich will mal die Jahre 1998 und 2018 einander gegenüberstellen, um einfach zu schauen, wie sie sich unterscheiden und wann ich lieber leben würde. Vorausgesetzt habe ich bei meinen Antworten, dass ich genauso alt wäre und mich in der gleichen Situation befinden würde wie heute:


- Hätte ich 1998 mehr Geld zur Verfügung gehabt, als das heute der Fall ist?

Vielleicht.


- Hätte ich mir 1998 mehr leisten können, als das heute der Fall ist?

Sehr wahrscheinlich oder sogar sicher.


- Würde ich lieber im Jahr 1998 leben wollen, statt heute?

Auf gar keinen Fall!


Für mich hat das sehr viel mit Sinn und dem Aspekt zu tun, dass mir sinnvolle Tätigkeiten wichtiger sind als Wohlstand im Sinne von Geld. Und es ist heute beispielsweise und vor allem aufgrund der Verfügbarkeit des Internet und dessen flächendeckenderer Nutzung sehr viel einfach, für sich eine sinnvolle Beschäftigung zu finden. Einen "Zweck der Existenz" zu finden, wie das John Strelecky in seinem Buch "Das Café am Rande der Welt" auch nennt (Was ich letztendlich aber auch nur als Synonym für "Sinn des Lebens" in neuer Gestalt sehe). Ich habe keine eigene Homepage, keinen eigenen Blog oder etwas anderes Eigenständiges. Aber nutze hier und da verschiedene Plattformen im Internet, um mich mit anderen auszutauschen oder mich ihnen mitzuteilen. Und das gibt mir schon ein sehr starkes Gefühl von Sinn. Bei dem ich (das gleiche Lebensalter wie heute vorausgesetzt) 1998 nicht gewusst hätte, wo ich es hätte so stark finden können.

An dieser Stelle hätte ich nun eigentlich (meine Argumentation logisch fortführend) noch anfügen wollen, dass in Gesellschaften die Suizidrate um so höher sei, je größer ihr Wohlstand liege. In irgend einer Zeit und einer gewissen Region scheint es tatsächlich mal so gewesen zu sein, dass es eine Korrelation zwischen steigendem Wohlstand und damit einhergehend mehr Suiziden gab. Zumindest hatte ich mal davon gelesen und wollte daher hier schon schreiben, dass dem generell so sei. Beim Versuch der Verifizierung dessen stieß ich aber darauf, dass dies in der Regel gerade nicht so sei. Man die heute viel niedrigeren Freitodraten gegenüber früher etwa darauf zurückführe, dass der Wohlstand gestiegen sei. Oder das sich in ärmeren Regionen tendenziell mehr Menschen das Leben nehmen würden als in reicheren Regionen. Das mag in Ausnahmefällen irgendwo auch mal anders sein können. Aber Ausnahmen sind eben Ausnahmen und nicht "die Regel".

Durch das Internet (um nochmals darauf zurück zu kommen) ist auch abseits des durch es machbaren Informationsaustauschs ein Möglichkeitsraum entstanden, den es vorher nicht gab. Ich kaufe z. B. ganz selten ein Buch vollkommen neu und originalverpackt. Sehr viel häufiger beziehungsweise sogar immer schaue ich, was es auf verschiedenen Internetseiten gebraucht kostet. Konkrete Seiten kann ich hier nicht nennen, weil die gleich von den Admins gestrichen werden würden. Ich fügte schon einmal einen Link zu einem großen und bekannten Online-Händler ein. Der von mir verwendete Pfad führte damals einfach nur zu einem Buch und um das ging es mir auch nur (Nicht den Online-Händler, über den man das Buch auch hätte beziehen können). Und der Link wurde mir dem Hinweis entfernt, dass es ein "kommerzieller Link" sei. Mit ein wenig Suchen findet denke ich aber auch jeder selbst gute Adressen zum Kauf gebrauchter Bücher. Man kann aber auch manch andere Dinge schon mal relativ günstig übers Internet erwerben. Will es hier aber nun nicht weiter vertiefen.

Meines Erachtens sollte man über die Bedeutung des Wortes Wohlstand (-> "Wohl-Stand") genauer nachdenken. Wenn ich ihn nicht mehr bloß auf Geld oder den dadurch möglichen Einkäufen reduziere, sondern ihn auch an meinem "Möglichkeits-Raum" messe, würde ich mal davon sprechen, dass der "Wohlstand" in unserer Gesellschaft eher nicht abgenommen hat. Zumindest nicht für mich persönlich.

Und die Geschwindigkeit der Ausdehnung des Internets und vorher von Computern, deren Software usw. als Grundlage des Internets hat auch wieder sehr viel mit Kapitalismus zu tun. Ich denke, dass die starke Konzentration von Vermögen bei einzelnen Personen oder Organisationen da ein sehr wesentlicher Faktor war. Die Leute mit viel Geld nutzen das ja auch (wenn überhaupt) in den seltensten Fällen dazu, um sich in ihrem Geld zu baden und zu suhlen. Sondern nutzen es viel häufiger für Investitionen und die Initiierung von Projekten. Schon aus der Motivation heraus, das Geld zu vermehren. Dazu sagte ein zu den Reicheren gehörender Gast ein Talk-Sendung mal etwas sehr Interessantes. Wenn man viel hätte, würde man ja keinesfalls auf die weniger gut begüterten Menschen schauen und sich dadurch reich fühlen. Sondern vielmehr auf die schauen, die noch mehr hätten und zu diesen aufschließen wollen.

Sicher kann ich nicht verschweigen, dass mich auch schon mal ein gewisser Neid überkommt, wenn ich sehe, wie wenig ich mir leisten kann und wie viel mehr manch anderer sich leisten kann. Aber da sollte man eben auch den Blick auf das größere Ganze nicht verlieren.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 21.09.18 06:44.