Ich hatte mich eine ganze Weile mit Rainer Zitelmann beschäftigt, einige Videos mit ihm gesehen und eines seiner Bücher gelesen. Der war ursprünglich Historiker, hat sich dann mal Muskelaufbau und Motivation beschäftigt, um sich nun aktuell sehr stark mit der Reichtumsverteilung und damit zusammenhängenden Sachen zu beschäftigen.
Was der dazu sagt und in seinem Buch "Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung" schreibt, erscheint mir am stimmigsten. Weil er nicht philosophiert oder theoretisch durchdenkt, sondern vielmehr kuckt, wie die Dinge tatsächlich liegen und sich entwickeln.
Er sagt, die Schere zwischen Arm und Reich würde schon immer weiter wachsen, das sei schon richtig. Aber obwohl die Schere immer weiter wächst, würde es den Menschen am unteren Rand zunehmend besser gehen, sich deren Lebensstandard immer weiter erhöhen. So würden zunehmend weniger Menschen durch Verhungern sterben.
Dabei führt Rainer Zitelmann etwas ins Feld, was ich für den Kern seines Denken halte und daher mal anführen will. Er sagt, die Schwierigkeit (bzw. der Denkfehler vieler Menschen) sei, dass die meisten Menschen glauben, es gäbe einen Kuchen, der gleich bleibe und wobei die Einen folglich weniger hätten, wenn die Anderen mehr davon nähmen. Das sei aber eine falsche Annahme und vielmehr sei es so, dass der Kuchen immer größer werden würde. Und der Reichtum der Einen nicht nur nicht die Armut der anderen sein, sondern das die Armen gerade erst dadurch mehr hätten, dass die Reichen mehr hätten.
Wobei mir bei seinem Buch durchaus manchmal der Gedanke kam "Sind die Dinge gut, nur weil die Menschen in einem bestehenden System nicht verhungern?" So stellt er beispielsweise Arbeitslosengeld II (oder umgangssprachlicher "Hartz IV") als Fortschritt dar und hält es für den richtigen Weg. Wo mir dann der Gedanke kam, dass es bei dem System denjenigen am unteren Rand doch nicht so gut ginge...
Dazu kommt mir auch ein kurzer Wortwechsel in den Sinn, den ich vor nicht allzu langer Zeit mit einem Bekannten hatte. Ich sagte zu meinem Bekannten, die Dinge würden sich ja zum Guten hin entwickeln, der Hartz-IV-Satz werde ja nach und nach angehoben. Darauf antwortete mir mein Freund, dass es schon richtig sei, dass der Hartz-IV-Satz langsam steige. Nur würden die Preise schneller ansteigen als das, was Hartz-IV-Empfänger kriegen. Und dadurch würden die Menschen zunehmend verarmen.
Ich weiß nicht... Ich habe die Entwicklung der Preise nicht so sehr im Blick und verfolge es nicht so sehr. Insofern weiß ich nicht, in wieweit die Aussage meines Bekannten stimmig ist.