Hi tschitta,
eigentlich lässt es sich sehr leicht runterschreiben, wo meine Akzente liegen, aber die Umsetzung ist typisch ich und ich würde auch nur Ausschnitte daraus als Idee weitergeben...ich versuche, es mal ein bisschen anzudeuten...sonst einfach fragen...
Letztendlich sind die zwei wichtigsten Faktoren die Angst/Respekt vor der (Hypo)Manie und der Gedanke, die Krankheit bis auf die medizinische Betreuung (Medikamente) im Alltag und vor allem in auch unerwarteten extremen Stresssituationen alleine lösen zu können. Da unterscheide ich mich sehr wahrscheinlich nicht sehr von anderen, aber ich habe die Grenzen, die mir die Krankheit aufgab und die mir mein Umfeld einreden wollte, nicht akzeptiert und Schritt für Schritt verschoben. Soweit klingt es sehr langweilig und vermutlich haben dies sehr viele auch mehr oder weniger weit geschafft.
Ohne jetzt auf die Reihenfolge zu achten, habe ich mir ein Ziel vorgegeben mit der klaren inneren Ansage, entweder ich erreiche es oder ich bringe mich um. Und ich wusste, dass ich hier von sehr vielen Jahren rede. In diesem Zeitraum war ich der Schwerpunkt und ich habe an meiner beruflichen Rehabilitation, welches gleichzeitig meine Realtherapie war, und in der Freizeit noch zusätzlich an meiner Psyche gearbeitet. Wem das nicht passte, der konnte gehen oder verabschiedete sich freiwillig oder ich schloss die Person aus meinem Leben aus. Hier muss ich dazu sagen, dass ich in der Zeit wesentlich mehr anderen geholfen habe, als mir geholfen wurde. Aber viele kamen logischerweise nicht mit meiner permanenten Arbeit zurecht. Ich hatte eine geduldige Disziplin mit einem sehr kämpferischen Ansatz aufgebaut bzw. aus meinem alten Beruf übernommen. Der Kollateralschaden, dass ich zum Einzelkämpfer wurde, war relativ schnell eingeplant. Heute kann ich zwischen Gesellschaft und Einzelkämpfer sehr gut hin und her switchen. Egal wie emotional eine Situation heute ist, im Hinterkopf läuft automatisch immer eine rationale Situationsanalyse ab.
Nach dieser trostlosen Beschreibung kommt jetzt der etwas kuriosere Teil. Ich habe sehr zeitig aufgehört, Literatur zu der Krankheit zu lesen, es brachte mich nicht weiter, und ich blieb bei allen was Ärzte und Therapeuten sagten kritisch. Ich nahm aber die Kritik an, wenn es darum ging, wieder sich in die Gesellschaft zu integrieren. Aber wie kriege ich dauerhaft eine Stabilität hin und hole mir parallel meine alte Belastbarkeit fast komplett zurück? Wenn die sinnvollen Kritikpunkte von außen kommen, habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich sie nicht sehr lange umsetzen kann. Es kostet einfach zusätzlich Energie, die mir an anderer Stelle fehlt und das Lebensniveau senkt. Das langfristige Scheitern ist zumindest bei mir vorhersehbar gewesen. Ich merkte, dass hier ein triviales Modell aus der Thermodynamik die Problematik für mich sinngemäß abbildet. Letztendlich ist auch vieles eher abstrakt...Und so begann meine Arbeit mit Modellen und Ansätzen aus fachfremden Wissenschaften und Lehrgebieten...Mit zwei völlig verschiedenen Berufsabschnitten hatte ich ein interessantes Portfolio, womit ich mir Modelle zur Erklärung gebaut habe, womit ich mir unter anderen Abhängigkeiten erkennbar gemacht habe und die Analyse meiner Situation viel differenzierter gestalten konnte. So konnte ich sehr systematisch vorgehen und langsam die Grenzen verschieben.
So meine ersten Gedanken...
Ich würde den Weg wieder so gehen, aber es ist über viele Jahre ein sehr einsamer Weg.
Viele Grüße
David