Guten Tag liebe Forum Teilnehmer,
ich bin neu hier. Ich habe das Bipolar - Forum schon ein bisschen mitgelesen, dass off- Forum aber erst heute entdeckt.
Das Thema ist mein Thema, daher würde ich hier jetzt gerne meinen ersten Beitrag schreiben wollen und hoffe, dass ich es einigermaßen richtig mache
Ersteinmal Danke an Antero für das Thema und den Hinweis auf den Artikel in der Zeit. Und Deborah und Ame für Ihre Beiträge
Ich habe meine Eltern beide durch Krankheit, Pflege und Tod und darüber hinaus begleitet. Ich hatte mit Beginn Ihrer/Unserer Leidenswege, dann die Vorsorgevollmachten für beide.
Ich kann jedem nur raten rechtzeitig, vor der Realtität, solche Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten zu besprechen und zu formulieren, was bedeutet sich mit den Themen auseinanderzusetzen.
Wir haben es nicht gemacht und unter den Folgen leide ich heute noch - inklusive Albträumen und Schuldgefühlen.
Meine Mutter habe ich mit einem Schlaganfall gefunden und dann 9 Wochen durch die Stationen: Intensivstation normale Station, palliativ und Pflegeheim täglich begleitet und am Ende mich gegen ein Notfallteam, dass ins Pflegeheim kam und dem Heimleiter durchgesetzt, dass meine Mutter dort und nicht im Krankenhaus mit meiner Begleitung sterben durfte.
Das war 2010!
Die Frage, ob ich mich kümmern muss oder nicht, stellte sich mir garnicht. Ich fühlte mich an Ihrem Schlaganfall schuldig und außerdem war für mich ein "Nein" als Möglichkeit nicht vorhanden.
Heute weiss ich, dass ich vor dem Schlaganfall in einer Hypomanie war -
die Diagnose BS kam allerdings erst 2012. Zu meiner Mutter hatte ich einen sehr engen Kontakt, der von Liebe, Schuldgeflühlen und der Verantwortung geprägt war, dafür verantwortlich zu sein, dass es Ihr gut geht, da Sie wegen meiner Existenz nicht früher, aus einer sehr schmerzhaften Ehe gehen konnte.
Und ich hatte immer Ihre Worte im Kopf - "lebend nicht ins Pflegeheim".
Meine Eltern wären schon über 30 Jahre geschieden hatten aber noch telefonischen Kontakt
2013 hatte mein Vater, mir am Vorabend meiner Entlassung, aus der Psychatrie, wo ich wegen einer schweren Depression war, mitgeteilt, dass er in Krankenhaus müsse, da er operiert werden müsste. Der erste Tag nach meiner Entlassung war der 1. Tag von der fast 2 Jahre dauernden Betreung meines Vaters.
Zu dem ich vorher sporadischen Kontakt hatte.
Er hatte Kelhkopfkrebs und musste operiert werden, vorher die Bauchaorta weiten - schon mal 2 Krankenhäuser, dann Bestrahlung, Pflegeheimplatz suchen, da er nicht in die Wohnung zurückwollte, Finanzierung sichern (sozialamt) Pflegeversicherung Krankenkassen um ein Pflegeheim kümmern. Arzt Bestrahlungstermine weitere Krankenhausbehandlungen durch Komplikation - begleiten.
Das Chaos im Pflegeheim ständiger Wechsel des Personal von der Pflege, Verwaltung und Leitung, überleben.
Ich hatte gedacht mit dem Pflegeheim Entlastung zu finden.
Bis zu den letzten 5 Wochen Op mit anschließenem Koma und 3 Wochen die tägliche Entscheidung über Leben und Tod treffen - was weiter passieren soll.
Und dann wieder die weitere Begleitung bis zum Tod und darüber hinaus, was die Formalitäten angeht.
Mein Vater hat mir fast von Beginn an sein Leben in die Hand gegeben und bei fast jeder Entscheidung gesagt, "das macht meine Tochter!"
Ich habe mich in beiden Situationen, sowohl bei meiner Mutter, als auch bei meinem Vater grenzenlos überfordert,hilflos, ohnmächtig, unzulänglich und verzweifelt gefühlt -und sehr einsam.
Dazu kam, dass ich so gerne aus der Verantwortung rauswollte und deshalb dann wieder Schuldgefühle hatte.
Täglich hatte ich die Familiengeschichte vor Augen, die nicht gut war und das Gefühl meine Mutter zu verraten, da ich mich so intensiv um meinen Vater gekümmert habe.
Die emotionalen Wellen, denen ich mich täglich ausgesetzt sah, haben mir nicht das Gefühl gegeben eine Wahl zu haben. Was natürlich nicht stimmt. Aber ich hatte wieder kein NEIN für mich als Antwort.
Ich glaube, dass bei all dem Elend, dass ich während der Zeit gesehen habe, dem Leid von Betroffenen und Angehörigen, dass wir bei diesem Thema und ganz dringend auseinandersetzen müssen, sowohl die Politik, die Gesellschaft und jeder einzelne von uns und zwar rechtzeitig.
damit es für beide Seiten menschlich und würdevoll gehen kann.
Für Aussenstehende war es schon so, dass Sie sagten es wäre zuviel für mich. Mein Arzt fragte mich, was ich mit meiner BS machen würde und dass es keine gute Idee sei, die Vorsorgevollmacht zu übernehmen. Leider hat er mir nicht gesagt, was ich stattdessen tun könnte und so habe ich dann mit den Arzt besuchen ausgesetzt.
da ich ja mit der Betreung meines Vaters, Job und Pferd ausgelastet war.
Entschuldigung, es ist ein sehr langer Beitrag geworden.
Es erfordert Mut rechtzeitig sich auseinander zu setzen, was man tun will und kann.
Aber es ist für alle Beteiligten besser, wenn Klarheit besteht.
Ich hätte mir sehr gewünscht, vorher die Dinge zu klären.
Ich wünsche Euch einen schönen Restsonntag und noch mal Entschuldigung für die Länge des Beitrages
lieben Gruß
nalu