Hallo elias,
ich bin weit davon entfernt,
ein „Deutschland den Deutschen“ zu fordern und halte das auch überhaupt nicht für wünschenswert.
Selbstverständlich können Zuwanderer zunächst Teil unserer Gesellschaft werden
und in einem nächsten Schritt dann auch Deutsche sein. Die bloße Frage der Herkunft ist mir grundsätzlich wurscht.
Meine Freundin ist selbst „türkeistämmig“
– wie man es meines Wissens nach aktuell nennt, was sich im nächsten Monat aber schon wieder ändern kann,
schließlich ist die ansonsten nur in der Nase bohrende Terminologie-Mafia an den Unis (immerhin was das betrifft) sehr kreativ.
Und ich käme selbst im übelsten halluzinierenden Albtraum nicht auf die Idee,
ihr (oder anderen ihres "Schlags") das für sie ganz individuelle „Deutsch-Sein“
innerhalb einer historisch sowieso schon ziemlich pluralistischen Nation
(bereits zwischen Rheinländern und Westfalen bestehen massive kulturelle, mentale und politische Unterschiede) abzusprechen.
Sie hat drei akademische Grade in Deutschland erworben,
kennt sich in der deutschen Geschichte besser aus als Dreiviertel der Flachpfeifen, die sonst noch so an der Uni herumhüpfen,
ist sprachlich eloquenter als 90 Prozent der autochthonen Deutschen
(einschließlich der Kanzlerin (was zugegebenermaßen auch nicht besonders schwer ist)
und einem Großteil der restlichen Polit-, Medien- und Wissenschaftspfeifen),
kann mindestens doppelt so viele deutsche Kinderlieder und Märchen auswendig wie ich
und ist fünfmal toleranter, sozialer und liberaler als 99,9 Prozent derjenigen,
die sich selbst nur allzu gerne das Etikett „sozialliberal“ anheften
(also Grüne, Sozialdemokraten, ZEIT-Leser (und -ernstnehmer) sowie der „Merkel-Flügel“ der CDU
[kleiner Witz: natürlich ist damit der gesamte Kanzlerinnenwahlverein gemeint,
innerparteiliche Demokratie mitsamt Opposition ist dort ja „per odre de Mutti“ schon lange abgeschafft worden
(Stichwort: „Ich kann Deine Fresse nicht mehr sehen!“
bzw. Stichwort: Erika Steinbach und der Rest der langen Liste von abgesägten Konservativen]).
Komischerweise hat aber meine Freundin als „waschechte (also aufrichtige) Linke“ überhaupt kein Problem damit,
dass ich politisch auf der ebenfalls „waschechten (also aufrichtigen)“ konservativen Seite stehe,
ein ausgeprägtes historisches Bewusstsein habe
und deshalb beispielsweise an dem Begriff der Nation auch in der Zukunft gerne festhalten möchte.
Sie kann sich darin gewiss sein, dass ich ihn keineswegs ethnisch, sondern stets kulturell verstehe,
was einen erheblichen Unterschied ausmacht und meiner Meinung nach auch das grundlegende Missverständnis darstellt,
das momentan in vielen Staaten zu den von Dir angesprochenen Spaltungen zwischen den vermeintlich „Politisch-Korrekten“,
die sich selbst als die wahren und einzig legitimen Demokraten (miss-)verstehen, und den sogenannten „Rechts-Populisten“ führt,
denen in der verdrehten Logik der erstgenannten Gruppe ihr demokratisches Bewusstsein ja a priori abgesprochen wird.
Anders gesagt: Meiner Wahrnehmung nach sind die sich ach-so-liberal und antiautoritär gerierenden Epigonen der 68er
derzeit autoritärer, illiberaler und letztlich undemokratischer unterwegs als jene,
gegen die sie in an Arroganz, Selbstgerechtigkeit und moralischer Hybris kaum zu überbietender Manier
ursprünglich einmal angetreten sind.
Mir geht es also um ganz etwas anderes als "Deutschland den Deutschen" oder so....
Morgen oder am Wochenende mehr...muss schlafen!
Übrigens halte ich es noch lange nicht für ausgemacht,
dass die französischen Linken tatsächlich für den neoliberalen,
für meine Begriffe schon ekelhaft abgelutschten Investmentbanker stimmen,
schließlich handelt es sich in Frankreich um eine freie, gleiche und vor allem: G E H E I M E Wahl.
Umfragen sind keine Wahlergebnisse.
Und auch in Deutschland gibt es schon seit längerem die Tendenz,
dass sich Linke und Rechte in bestimmten Fragen die Hände reichen.
Klingt komisch, ist aber so:
Eine zunehmende Entdemokratisierung und die Schleifung des Sozialstaates
durch die Politik des "sozialliberalen" Establishments machen es möglich.
Falsche Welt
С сердечным приветом
Ф а н т ô м а з