"[...] Odin wird mit Walhall untergehen und auch Thor für immer tot sein.
So wie die Weltfeinde und Riesen wird auch Surt im Feuersturm, den er entfachte, umkommen.
Aber der schuldlose Balder wird aus der Hel zurückkehren, mit ihm der unschuldige Höd.
Beide werden mit Thors und Odins Söhnen zusammensitzen und eine neue Welt bauen,
ohne Zwietracht und Goldgier[!].
Die neuen Asen werden über die Taten in der Vergangenheit reden,
wie Thor neun Schritte vor der Midgardschlange zurücktrat und als einziger der alten Götter siegte,
wie Odin die Runen erfand und den Dichtermet heimholte.
Die Asen werden im Schutt, von Gras überwachsen, ihr Brettspiel finden, das sie lieben.
Und sie werden die goldenen Figuren neu setzen, Losstäbe werfen und die Zukunft erforschen.
In einem Tal zwischen Bergen wird der Stumpf der Weltenesche vom Feuer verschont.
Dort werden ein Mann und eine Frau, Lif und Lifthrasir, überleben und sich vom Morgentau ernähren.
Lif und Lifthraisr werden zahlreiche Kinder zeugen und ihre Nachkommen die Erde neu besiedeln.
Niemand wird verwundern, daß auch die Sonne, ehe der Wolf sie verschlingt, eine Tochter gebären wird.
Und das Mädchen zieht die Bahn der Mutter, nicht weniger strahlend und schön.
Da wird vom finsteren Gebirge der Drache Nidhögg über das offene Feld fliegen,
auf seinem Rücken Tote von der letzten Schlacht, und hinter den Bergen niedergehen.
Wird er abstürzen und mit der letzten Beute umkommen?
Oder sich zum neuen Anflug rüsten, leichengierig und giftfunkelnd?
Von dieser Zukunft weiß noch niemand zu erzählen."
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Auszug aus dem letzten Kapitel, "Eine neue Welt" (S.183f.).
In: Germanische Göttersagen. Nach den Quellen neu erzählt von Reiner Tetzner. Stuttgart 2017.
Ich muss schon sagen, da hat der Reclam-Verlag die Zeichen der Zeit aber gut erkannt;
eignet sich wunderbar als Schullektüre......[;)]
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Heute vor 190 Jahren starb Ludwig van Beethoven:
Germanias Schlussgesang
С сердечным приветом
Ф а н т ô м а з