Eine Hundbegegnung:
Irgendwann, es war so zwei Jahre nach dem ich das erste mal schwer depressiv erkrankt war, hing ich wieder monatelang im Loch.
Mein Sohn war noch so jung, daß er mehr Aufmerksamkeit gebraucht hätte, aber schon zu alt, daß man ihn einfach "weg geben " konnte.
So vergingen grausliche Monate.
Irgendwie bekam ichs hin , morgens das Kind in die Schule zu schicken, dann lag ich bis 5 Minuten bevor er heim kam in der Kiste, unfähig irgendwas zu machen.
Dann steckte ich was in den Ofen.Es gab monatelang scheußliches Zeug zu essen..Pizza und so...
Meine Mutter bekam das mit.
Da wir auch so gut wie kein Geld hatten und ich absolut unfähig war, irgendwie in Verhandlung mit Ämtern zu treten um endlich zustehendes Geld locker zu machen, hätten wir ohne Muttern auch nix zu essen gehabt.
Alle paar Tage schickte sie Sohnemann mit nem Freßpaket heim.
Leider enthielt das viele Fertigprodukte , Fleischzeug und kaum Frisches.
War aber andererseits gut...mehr wie Pizza in den Ofen schieben ging nicht.
Manchnmal ging auch der Junge einkaufen.
Er war es eigentlich gewohnt, gesund und "grün" zu eßen.
Er brachte mal ein Stück Fleisch, daß er wohl besonders lecker aussehend fand...Filet..kostete fast alles Geld...Gemüse und Nudeln mit ....
Er konnte früh ganz gut kochen ( nicht weil er mußte...er durfte...einfach immer mit helfen ..)
Der Junge hat dann so gut wies ging dieses "teure " Zeug gekocht, weill er wohl einfach mal wieder was anderes essen wollte als Pizza..
Deckte den Tisch und wollte mir ne Freude machen...ich fands nur zum heulen ( zum Glück konnte ich das zu dem Zeitpunkt nicht)...und hab versucht mich wenigstens 10 Min aufrecht zu halten...
Kurz und gut es war furchtbar..die Wohnung vermüllte, daß Kind kam immer erst um 22 Uhr heim...ich duschte nur sehr selten...alles ging den Bach runter...
Nach dem ich mittags irgendwie was zu essen für den Jungen ( ich bekam eh nix runter...Depression ist praktisch..ich nahm so an die 20 kg ab ) gemacht hatte, lag ich immer so bis 19 Uhr im Bett und wurde gepeinigt von Suizidphantasien.
Das Jahr davor war ich fast 9 Monate in diversen Kliniken...hatte auch nix geholfen...ich wollte nicht schon wieder , den Jungen alleine lassen.
Abends gings mir besser..das kennt man ja...da guckte ich TV...so bis 4 Uhr morgens.
Das ging monatelang so.
Dazwischen versuchte ich manchmal meine letzten Energiereserven mobil zu machen und irgendwie doch noch eine Hilfe...ärtztliche ..zu finden..die half.
So kam es, daß ich bei einem sehr bekannten Superanalytiker ein Vorgespräch bekam .
Um zu dem Mann zu gelangen, mußte ich aufstehen..mich irgendwie aus den Depriklamotten schälen,duschen...zum Bus laufen...Bus fahren ( gepeinigt von unablässigen Gedanken, wie es wäre, sich vor den Bus zu werfen )....und dann
Koriphäen sind ja was besseres und bessere Leute leisten sich immer eine Villa und Villenviertel liegen immer auf dem Berg ( wahrscheins damit sie auf das Fußvolk runter blicken können )...im Hochsommer auf diesen Berg kraxeln...
Das strengte mich ungemein an; ich hatte mich ja monatelang so gut wie nicht bewegt.
Der Supertherapeut, sagte so gut wie nichts und meinem depressiven Hirn gelang es nicht, zusammenhängende Sätze zu formulieren.
Fazit war , daß er am Ende der Stunde meinte, daß eine Therapie nur in Frage käme, wenn ich so 20 Kilo abnähme ( ich wog damals 30 weniger als heut ).
Mein Gewicht zeige ja, daß ich nicht veränderungs willig wäre und überhaupt, seien dicke Menschen ja kein schöner Anblick ( dazu muß man wissen, daß dieser Mensch meine hoch bullemische Freundin mal in Therapie hatte...wie will wer mit so einer Einstellung, jemanden davon abbringen, sich schön zu kotzen?).
Monatelang war ich wie erstarrt und konnte nicht weinen.
Als ich da raus bin, bin ich schlicht zusammengebrochen.
Ich saß auf einer Treppe zwischen Villengärten, heulte und konnte nicht mehr.
Mein einziger Gedanke war , daß es tatsächlich keine Hilfe gibt und daß ich mich vor den nächsten Zug werfe, aber die nächste Möglichkeit dazu war weit weg...wie sollte ich dahin kommen.
Dann hoffte ich daß irgendwer vorbei käme..und nen Krankenwagen ruft..oder mich erschießt...
Menschen die in Villenviertel wohnen , spazieren selten auf der Straße.
Ich saß da eine gefühlte Ewigkeit.
Dann stupste mich was durch den Zaun an....
Ein Welpe sehnte sich wohl nach Gesellschaft, der größte Garten ist nix, wenn man alleine ist.
Er pfötelte und schleckte mir die Hände ab.
Ich fühlet dieses Leben...
Und überlegte, wie ich das arme Kerlchen aus denm Garten rauskrieg und klauen kann.
"Wer so ein Hundebaby alleine aussperrt, braucht keins"
Mintys Lebensgeister beschäfftigten sich einen Moment mit was anderem, als dem eigenen Drama.
Ich hab den Kleinen da echt sehr ungern zurück gelassen und mir geschworen, falls ich diesen Scheiß überleb, rette ich irgndeinen armen Hund..und leb nie mehr ohne...
Ja,
was daß für mich emotional bedeutete , diese kleine Begegnung, verstehe wohl nur ich.
Mir schien, daß irgendeiner oder etwas wußte, daß ich irgend ein Zeichen brauche, um weitergehen zu können und daß es keine Worte mehr waren , die mich erreicht hätten.
Der kleine Hundeknopf, der mir ne Pfote reicht und mitjaulte, wenn mich wieder das Schluchzen schüttelte, schon.
So..
minty
