Fremd gehen

13. 09. 2022 15:29
Hallo,
man liest viel über das Fremd gehen eines manischen Bipolaren, man liest viel über das Leid der Angehörigen und das sie was für sich tun sollten. Aber man liest nichts darüber, daß einem Angehörigen es genauso ergehen kann, dass es da auf einmal jemand gibt, der einem gut tut.

Zu meiner Geschichte, ich bin seit 11 Jahren mit einem Bipolaren verheiratet, seit 6 Jahren hat er die Diagnose, wir haben Kinder und sind beide Selbstständig. Wir haben viele extreme erlebt. Manie mit Psychosen, Depressionen, Klinik. Fremd gehen war noch nie ein Thema für mich, egal wann und in welcher Beziehung. Es war ein absolutes No Go. Für ihn in der Manie auch nicht. Es gab da mal was, wo ich aber nur dachte, meinen Segen hat er. Es war mir schlicht egal, weil alles andere viel schlimmer war und ich mir sicher war, dass es ebenfalls der andere war umd nicht er selbst.
In den harten Phasen bin/war ich eine alleinerziehende Mutter, hatte definitiv keinen Partner, musste alle häuslichen und familiären Entscheidungen alleine treffen, wurde Opfer von verbaler Gewalt und war allein. Wie kann ich da erwarten, dass er mir in sexueller Hinsicht die Treue hält? Alles andere funktionierte ja auch nicht. Er sagte mir auch klar, deinen Mann wie du ihn kennst, bekommst du nicht wieder.
Dennoch gebe ich die Hoffnung nicht auf. Nun habe ich in der letzten Phase jemanden kennen gelernt. Er hat mir geholfen, Dinge klarer zu sehen, hat mich bestärkt, hilft mir mit Rat und einer Schulter zum Anlehnen. Und auf einmal war es da. Das Wissen das es mehr ist. Das gute Gefühl als Mensch und Frau wahrgenommen zu werden, unbeschwert lachen zu können ohne Angst vor der nächsten verbalen Ohrfeige. Und damit auch die Lust mal wieder mehr zu bekommen, als es die ganze Zeit der Fall war. Ich und der andere reden offen darüber. Ich würde ihn so gerne küssen, mich einfach fallen lassen. Es geht nicht darum, meinen Mann zu verlassen, es hat nichts mit neu verlieben zu tun. Sondern dass es mir gut tut, es hilft mir durchzuhalten und er bestärkt mich darin (also bei meinem Mann zu bleiben und das ich das schaffe) Und er sagt mir klar, wie attraktiv er mich findet und es schön fände, wenn da mehr wäre, aber auch, dass es meine Entscheidung ist, denn ich muss damit klar kommen. Es geht mir auch hier nicht darum, dass mir einer sagt was ich tun soll, das kann nämlich keiner (genauso wie urteilen)
Meine Frage wäre: Welchem Angehörigen ergeht/erging es ähnlich. Wie ging es Euch damit? Wie habt ihr es für Euch persönlich gelöst?
Denn ich finde darüber tatsächlich nicht einen Satz irgendwo und bin mir doch sicher, da nicht die einzige zu sein.

Fazit:
Wenn ich eines im Leben gelernt habe,
dann dass ich über das Leben und Tun anderer nicht urteilen kann, solange ich nicht das Gleiche erlebt habe. Es gibt nicht nur Richtig oder falsch - die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Für jeden Einzelnen.

Ehefrau eines Bipolaren, 3 Kinder, selbstständig
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Fremd gehen

Thellwell 2396 13. 09. 2022 15:29

Re: Fremd gehen

Statler 517 14. 09. 2022 21:55

Re: Fremd gehen

Taylorfan 425 18. 09. 2022 11:23

Re: Fremd gehen

AmE 1067 21. 09. 2022 16:08



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