kam ich am Entlassungstag aus der Klinik in meine Wahlheimat, um mir eine neue Existenz aufzubauen.
Mein 55 Jahre altes Leben lag damals in Schutt und Asche.
Jeder weitere Schritt - völlig egal in welche Richtung - konnte nur eine Verbesserung mit sich bringen.
... und es wurde nicht nur besser, sondern richtig gut.
Zu meiner damaligen Entscheidung, hatte mir die mich behandelnde Ärztin verholfen.
Für dieses "Sprungbrett" bin ich auch heute noch sehr dankbar.
Kein einziges Mal in den vergangen Jahren habe ich dieses Wagnis bereut.
Es gibt also eigentlich etwas zu feiern.
Uneigentlich nicht, zumindest nicht hier und jetzt.
Dass das Jahr 2020 irgendwie anders verlaufen würde wie die Jahre vorher, muss ich in meinem Weihnachtsurlaub 2019
geahnt haben. Denn ich habe mir in diesen Tagen in dem kleinen Schwedenhäuschen am Meer vorgenommen, keinerlei längerfristige Planungen zu machen.
Nach meiner Rückkehr ins Dorf, wo ich lebe, sprach ich mit meinem besten Freund darüber.
Auch er war davon überzeugt, dass das Jahr 2020 einen heftigen Umbruch mit sich bringen würde.
Seit meiner wunderbaren Zeit über Weihnachten bis heute sind nicht einmal 5 Monate vergangen.
"Die Welt hat sich mal eben auf den Kopf gestellt", schrieb die Autorin Susanne Niemeyer diesbezüglich in ihrem Newsletter.
... und ich fühle mich seither dermaßen durchgeschüttelt, dass ich zeitweise nicht weiß, wie ich mich erden soll.
Für mich ist nichts mehr, wie es war, während ich zur Kenntnis nehme, dass um mich herum das Leben einfach weitergeht.
Mit Pragmatismus und Resilienz gesegnet, versuche ich mich dagegen zu stemmen. Wogegen eigentlich? Keine Ahnung!
Deshalb sitze ich jetzt wieder am PC und schreibe, um mir selbst zu helfen, den roten Faden wiederzufinden,
um eine Idee zu bekommen, wie und wo es weitergeht.
Ich fühle mich "aus der Welt gefallen".
Das Gefühl, mich nicht zugehörig zu fühlen, zu nichts und niemandem, ist nicht neu.
Es stammt aus der Kindheit, geht mit Einsamkeit einher und ist mir vertraut.
Ich bin auf diesen alt-bekannten, festgetretenen Weg geraten, weil es um mich herum gefühlt derzeit nichts Zuverlässiges
mehr gibt.
Die Realitätsprüfung gemacht, wird klar: real besteht für mich jetzt keinerlei Gefahr!
... auch dann nicht, wenn der Boden unter meinen Füßen wackelt.
Mein Kopf hat eine kluge Weisheit parat: vor jeder Veränderung/Neuordnung steht Chaos.
'Vielen Dank aber auch!', meint eine schlecht gelaunte Stimme in mir. 'Mich dadurch zu balancieren,
habe ich weder Lust noch Kraft'.
Doch wie heißt es so schön "Wenn ..., ... kommt von irgendwo ein Lichtlein her!"
Dieses Lichtlein war in meinem Fall ein sehr helles, ein Geistesblitz.
In diesem Monat wird die Nebenkostenabrechnung für das vergangene Jahr erstellt.
Damit verbunden ist erfahrungsgemäß eine nicht zu knappe Rückzahlung.
Mit diesem Geld tue ich mir etwas Gutes!
Am 25.5. öffnet das Bundesland, in dem "mein" kleines Schwedenhäuschen am Meer steht, die Landesgrenze für Touristen. Mein Rucksack ist schon gepackt. Die Buchung der Unterkunft seit gestern bestätigt. Ich werde mit Maya sogar hingefahren
und bleibe dort, so lange mein Geld reicht.
"Was? Du fährst jetzt in Urlaub? Bist du verrückt? Die nächste C-Welle steht an. Die Virologen schätzen im Mai/Juni!", fragen mich Menschen, die oberflächlich betrachtet, nichts erschüttern kann. Sie scheinen im Gegensatz zu mir auf festem Boden
zu stehen.
"Na, und? Wenn eine C-Welle anrollt, bin ich und bleibe da in Quarantäne, wo ich sein möchte. Es gibt Schlimmeres!",
kann ich darauf nur antworten.
Wenn ich mich auf eines verlassen kann, dann ist es meine Intuition.
Das Problem ist nur, dass ich manchmal den Zugang dazu verloren habe.
Das ist derzeit nicht der Fall.
Um mich weiterhin zu erden, schreibe ich in diesem Baum bis zu meiner Abreise.
Danke für's Lesen!
Viele Grüße
Deborah
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Wer etwas will, sucht Wege.
Wer etwas nicht will, sucht Gründe.
Wer nicht fragt, wird nicht gehört.
Wer sich nicht zeigt, wird nicht gesehen.
... hat mich das Leben gelehrt.
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