Lieber gleich hier im Off Topic - es geht zwar
auch um meine manisch-depressive Disposition und der Baum wäre damit eigentlich im Topic besser aufgehoben, doch ich kann überhaupt nicht einschätzen, wie und wohin der Adminwind nun gerade weht, deshalb lieber hier.
Gleich vorneweg: Dies ist kein Betteln um Mitleid, das würde auch niemandem helfen. Mir am allerwenigsten. Mit
gefühl wäre ab und zu schön gewesen in den vergangenen 11 Monaten, aber das kann man nicht verlangen - denn sonst wäre es keins. Von ein paar wenigen, sehr nahen Menschen kam es, unaufgefordert. Und das hat mich über Wasser gehalten.
Manches kann ich hier nur andeuten, denn es gibt Schweigevereinbarungen. Aber es geht ja auch nicht um Vorwürfe oder eine rachsüchtige Abrechnung, so sehr mir das auch manche gerne unterstellen. Das wäre mir einfach zu billig. Abgesehen davon bringt das auch niemandem etwas, mir jedenfalls nicht.
Mein Jahr 2018 - das bisher Merkwürdigste meiner 61 Jahre, mit Abstand. Ein wenig Jammern gefällig?
Ein paar Eckdaten:
Dramatischer Gewichtsverlust: Ich wiege etwa ein Viertel weniger als noch zu Weihnachten 2017. Von 76 kg runter auf 57 kg, die ersten 14 Kilo habe ich in sagenhaften fünf Wochen abgeworfen. Das hatte natürlich Mangelerscheinungen zur Folge, die ich über lange Strecken nur mit Kalorien/Protein/Vitaminbomben aus der Apotheke auffangen konnte (Fresubin heißt das Wunderzeug).
Siebenmal war ich in diesem Jahr „zu Gast“ in Krankenhäusern, darunter waren vier psychiatrische Kliniken, in zwei davon war ich allerdings nur für ein paar Stunden - dann habe ich wieder ausgecheckt, weil die Versorgung unterirdisch war und allem überhaupt nicht auf meine
somatischen Probleme eingegangen wurde. Und die gab es zuhauf, oft auch nur schlimme Vermutungen.
Ein Ausschnitt aus meinen (das Körperliche betreffenden) medizinischen Akten 2018:
Verdacht auf Herzinfarkt (hat sich nicht bestätigt)
Verdacht auf Lungenembolie (ebenfalls nicht bestätigt)
Verdacht auf Pankreastumor (auch nicht wahr, ein Glück - leider dauerte es bis vor wenigen Tagen, bis der schlimmste Verdacht von allen endgültig vom Tisch war)
Verdacht auf Lungenkrebs (auch nicht, ein Wunder bei meiner Kettenraucherei)
Verdacht auf Prostatakarzinom der übleren Art, nicht das fast normale und eher gemütliche Altherrensyndrom (sehr wahrscheinlich, muss noch endgültig abgeklärt werden, die PSA-Werte sind astronomisch hoch, Zweitmeinungstermine stehen demnächst an, wohl auch eine etwas riskante Biopsie)
Notfallmäßige OP akuter Leistenbruch im Januar, knapp an einem künstlichen Darnausgang vorbeigeschrammt
Mittlerweile gleich drei neue Hernien, Nabelbruch, dazu zwei Leistenbrüche links und rechts. OP evtl. noch in diesem Jahr; es geht nicht mehr ohne den Einbau eines flächendeckenden Netzes, das bedeutet einen recht langen und großen Eingriff. Das Doofste für mich bei dieser Aussicht: Ich kann nach der OP wochenlang nicht singen, weil es zu weh tun würde - da spreche ich aus Erfahrung, denn ich hatte bereits eine Nabelbruch-OP, und diese Wunde war deutlich kleiner als das, was jetzt kommen soll).
Zweimal Notaufnahme wegen körperlicher Zusammenbrüche.
Gleich drei Episoden Cluster-Kopfschmerz, die dritte hält noch an. Sonst war es bisher eine, höchstens zwei Episoden. Eine Episode geht über mehrer Wochen mit bis zu 12 Attacken täglich. Es sind brutale Schnmerzen, auf Englisch nennt man das auch „Suicidal Headache“. Ja - ich weiß, warum.
Zwei Lungenentzündungen.
Bronchitis/Sinusitis bis zum Abwinken, manchmal über viele Wochen.
Viel zu oft Antibiotika geschluckt, aber es ging nicht anders.
Zeitweise so starke Rückenschmerzen, dass ich dachte, ich breche in der Mitte auseinander. Und ich möchte betonen, dass ich nicht wehleidig bin. Durch Cluster und x-Mal Pankreatitis bin ich ziemlich schmerzerfahren und zäh geworden; ich halte so einiges aus.
Ich denke, 2018 war ich in sämtlichen Diagnostik-Röhren, die von der Medizin so angeboten werden. CT, MRI, Röntgen, Ultraschall, einfach alles. Viel schlauer wurde niemand dadurch, aber billig fürs Gesundheitswesen war es sicherlich nicht.
Bereich Psyche:
Verdacht auch schwerste Manie. Nun ja. Viele sagen so, einige aber auch so. Sicher ist: Ich habe mich verändert. Nicht sicher ist, ob das klinisch relevant ist oder noch im Bereich des „Normalen“ liegt. Wer mich wie beurteilt, ist mir inzwischen völlig wurscht, denn ich ändere die Meinungen anderer nicht durch Widerspruch, eher im Gegenteil. Ich nehme mir nun einfach die Freiheit, zu sein wie ich bin und zu sagen, was ich denke. Auch wenn beides brutal rüberkommen kann - so what? Es ist MEIN Leben und ich mache damit, was ICH will und nicht, was andere von mir erwarten. Nur weil sie finden, sie erkennen mich nicht mehr und ich solle doch bitte wieder ganz so werden wie vorher, sehe ich mich nicht gezwungen, mich wieder dem Bild anzunähern, das sich andere von mir gemacht haben. Das ist nun wirklich nicht mein Problem.
Einer der bizarrsten Vorfälle dieses Jahres: Bei einem Polizeieinsatz wurde mir der Führerschein abgenommen, obwohl ich nicht am Steuer saß, sondern
Fahrgast in einem Taxi war. Es reichte als Begründung aus, dass auf meiner Visitenkarte stand, ich sei Patientenvertreter in irgendeinem Beklopptenverein. Also selbst auch Patient, also dauergaga, also besser nie mehr Auto fahren lassen! Irre. Mehr an Stigma geht eigentlich nicht, oder?
Ich habe keine Punkte in Flensburg oder eie anderen Sündenregister und auch schon lange gar kein Auto mehr, möchte auch keines mehr besitzen, brauche aber aus beruflichen Gründen ab und zu einen Mietwagen. Ohne Führerschein wird das schwierig. Diesen Ausweis wiederzubekommen ist a) schwierig und b) teuer. Hier in der Schweiz umgerechnet etwa 3.500.- €. Und es können Auflagen damit verbunden sein. Idiotentest und Gutachten sowieso, aber ich kenne Fälle, wo die Leute in regelmäßigen Abständen per Blutprobe nachweisen müssen, dass sie Medikamente nehmen. Ich nehme gar keine. Tja. Soll ich nun wegen der Fahrerlaubnis Medikamente nehmen, die die Fahrtüchtigkeit erwiesenermaßen herabsetzen? Wo, bitte, ist da so etwas wie Logik?
Manchmal, wenn ich über die vergangenen Monate nachdenke, kommen mir die Zeilen eines Songs in den Sinn, den viele wohl nicht ganz verstanden haben:
I‘m different
I‘m special
I‘m worthy
I‘m precious
I‘m alright
I‘m just alright
„Alright“ ist man offenbar nur dann, wenn man alles schuckt und es allen recht machen möchte. Wagt man es, den Mund aufzumachen, ist es vorbei mit dem „alright“. Sehr interessante Erfahrung nach vielen Jahren der allgemein anerkannten Stabilität.
Man lernt nie aus. Aber manches möchte man doch gar nicht lernen müssen!
Fazit zum nahenden Ende eines Jahres, das sich wie ein einziger Mischzustand angefühlt hat: Es kann nur besser werden. Im Privatleben durfte ich wie zum Ausgleich auch unwahrscheinlich Schönes erleben, aber das ist hier nicht das Thema. Das blase ich auch nicht in die Welt raus.
Euch allen wünsche ich von Herzen, dass ihr NIE so ein Jahr erleben müsst.
Das war es auch schon mit meiner Rückschau. Wie war euer 2018 bis jetzt?
Fragt der namenlose Dingensda