Zuschreibungen

29. 07. 2019 20:14
Hallo,

mir fällt auf, gerade auch durch die soziale Medien, dass Menschen sehr schnell dabei sind andere Menschen zu kategorisieren und vermutete Eigenschaften zuzuschreiben und dass teils auch nur auf Grund von wenigen Aussagen des Menschen.

Das passiert natürlich schon immer, aber durch die sozialen Medien für mich gefühlt einfach noch schneller und wie ich finde noch rigoroser und ohne darüber nachzudenken, was das mit dem anderen Menschen machen wird. Die Menschen, die schnell mit Urteilen über Andere dabei sind, möchten wahrscheinlich selbst nicht so schnell be- und manchmal auch verurteilt werden oder irgend welche Diagnosen einfach mal so von Fremden zugeschrieben bekommen.

Ich möchte mich selbst nicht ausschließen, dass ebenfalls getan zu haben oder zu tun, doch wenn ich ein wenig Abstand habe, dann fällt es mir auf, wie schnell Menschen mit Urteilen um die Ecke kommen.

Dabei können sich wunderbare Begegnungen vollziehen, wenn ich Menschen mehr Raum und Zeit geben kann und selber offen bin, für weitere Aspekte des "So-Seins" dieses Menschen. Wenn ich abwarten kann, wenn ich mit meiner eigenen Art behilflich bin, dass dieser Mensch auch noch seine anderen Seiten zeigen kann und darf. Aber auch, wenn es mir gelingt Menschen auch Irrtümer oder die "Fehler" und "Macken" zugestehen kann, weil ich um meine Eigenen weiß und ich froh bin, wenn mich Menschen deshalb nicht gleich verurteilen, abstempeln oder mich in eine Kategorie einteilen.

Ich glaube, dass "Zuschreibungen" die Kommunikation eher verbauen und weniger hilfreich sind, um vielleicht seinen eigenen Standpunkt oder Sichtweise zu hinterfragen. Sie führen eher zur Abwehrreaktion und nicht zu einem "sich auch dem anderen Standpunkt" zu nähern oder verstehen zu können oder sich zumindest damit auseinander setzen zu können.

Sich zu üben, sich mit Zuschreibungen zurückzuhalten, kann Kommunikationswege öffnen und neue Erfahrungsmöglichkeiten schaffen. Das ist vielleicht nicht immer einfach, aber doch lohnenswert.

Viele Grüße Heike

------------------ Signatur --------------------------

Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.

"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.07.19 20:16.
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Heike 2178 29. 07. 2019 20:14

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A20213 437 29. 07. 2019 21:42

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Heike 440 29. 07. 2019 23:01

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Friday 434 31. 07. 2019 10:38

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VanGogh 410 31. 07. 2019 12:10



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