Liebe Eva-Maria!
Tut mir leid, wenn ich so danebengehauen hebe, ich wollte Dir nicht wehtun. Ich hatte nur den Eindruck, daß Du an Deinem Freund noch hängst und Du Dir Gefühle für ihn verbietest. Obwohl- wenn Du spürst, daß meine Vermutung nicht stimmt, hat das ja auch schon was für sich.
Was sind denn die unrealistischen Lösungen, die Dir Deine Therapeutin vorschlägt?
Was meine Depris betrifft, sie dauern ca. 4-6 Monate. Die Medikamente schwächen sie ab, aber sie sind nicht weg.
Die Dinge, die mich langsam wieder aus der Depression herausziehen, sind eher ganz einfache, keine riesenschweren Brocken wie berufliche Veränderung oder Trennung oder ähnliches.
Nach meinem KLinikaufenthalt war ich immer noch vollkommen verzweifelt und ziellos. Ich wußte nicht, wie es beruflich weitergehen sollte, ob ich bei meinem Mann bleiben wollte und vieles andere mehr. Tief unten in der Depression bringt die ganze Grübelei auch nichts, weil man sich sowieso nicht vorstellen kann, daß jemals irgendwas eigenes auf die Reihe kriegt.Mir hat geholfen, daß meine Freundin mich in verschiedene Kurse an der Volkshochschule geschleppt hat. Langsam bekam ich dann wieder eigene Interessen, ich habe dann alleine Kurse besucht und auch Leute kennengelernt. Das war wie eine Spirale nach oben: überwunden rauszugehen, positive ERfahrungen gemacht, mehr unternommen, weniger Isolation usw.. Irgendwann habe ich gemerkt, hoppla, du kannst ja wieder was, und da habe ich mir auch wieder zugetraut, eine neue Arbeit zu suchen.
Was meinen Mann betrifft: Nein er interessiert sich nicht besonders für meine Krankheit, er hat aber zumindest kapiert, daß ich nicht so belastbar bin wie er gerne hätte, und daß Depressionen eine Krankheit sind.
Meine alte Therapeutin war für ihn ein rotes Tuch, er konnte sich nicht vorstellen, daß ich mich von alleine verändere und ihn kritischer sehe, sondern hielt das alles für Manipulation von ihrer Seite. Ich hatte damals auch selber das Gefühl, daß ich mich entweder für meine Therapeutin oder für meinen Mann entscheiden muß. Das konnte ich nicht. Auch das war ein Argument für mich zu wechseln. Meine neue Therapeutin respektiert mehr das, was ich! zu sagen habe, und wir versuchen zusammen herauszufinden, was ich! möchte. Das tut mir sehr gut.
So long
Birgit