Liebe Schreiber und Leser in diesem Forum,
in den letzten Wochen empfand ich dieses Forum wie das letzte Jahr meiner Ehe. Gegenstand der Diskussionen hier sind Beleidigungen, Unterstellungen und verbale Aggression.
Ich bin Sozialarbeiterin von Beruf und uns wird oft ein sogenanntes "Helfersyndrom" angedichtet. Etwas, was dem MDK auch eigen ist. Ich denke da nur an die "Rettung der Welt", wie es viele beschreiben. Ich bin aber nicht der Retter dieser Welt. Ich kann nur der Retter meiner eigenen kleinen Welt sein, mehr nicht.
Ich bin mit dem Anspruch in diesem Forum, mit md umgehen zu lernen. Ich bin Angehörige. Ich will nicht, dass mir Hilfe zugeteilt wird, sondern ich will mir selber helfen können. Ich habe auch nicht den Anspruch anderen hier zu helfen. Das kann ich auch nicht, denn jeder von uns hier hat ein Leben außerhalb des Forums, von dem ich nichts weiß. Wenn meine Erfahrungen in diesem Forum jemandem anderen von Nutzen sein könnten, teile ich sie mit, aber ich versuche, mir mir nicht das Recht heraus zu nehmen, zu sagen: "Mach es so, wie ich es getan habe!" Das muss jeder für sich entscheiden, was in seiner individuellen Situation einen Sinn macht.
Patrick hat aus seiner Sichtweise ein ähnliches Erleben dieses Forums wie ich, ebend aus der Sicht des Angehörigen.
Mit der MDK umgehen zu können, lerne ich durch Erfahrungen aus der Sicht eines Betroffenen und aus Erfahrungen, die andere Angehörige gemacht haben. Kein Rat und kein Behandlungsvorschlag macht für mich einen Sinn. Ich allein kann entscheiden, was für meine kleine Welt an Erfahrungswerten anderer zutrifft und was nicht.
Ich denke, dass es keine allgemeingültige Lösung für MDler und ihre Angehörigen gibt. Ich denke, jeder hier hat genug eigenen Probleme und sollte nicht den Anspruch stellen, sich um die Probleme anderer kümmern zu müssen.
Ihr MDler beklagt euch über die Ärzte und Therapeuten, wenn sie Entscheidungen für euch treffen, aber was macht ihr derzeit in diesem Forum? Ihr entscheidet, welche Meinung richtig ist und welche nicht. So lese und empfinde ich es aus meiner Sicht. Diese Entscheidung sollte aber jeder für sich selbst treffen können, das ist unser aller Recht, denke ich.
Es frustriert mich, wenn ich lese, dass wieder einer das Forum verlassen will. Wieder einer, der aufgegeben hat, weil er vielleicht dieser verbalen Aggression nicht standhalten kann oder will. Die belastet zum Beispiel einen Angehörigen auch im wirklichen Leben, die muss er sich nicht noch von hier zusätzlich reinziehen. Als Angehöriger wäre es zum Beispiel interessant zu erfahren, wie es zu dieser verbalen Aggression kommt und wie kann ich sie beeinflussen, damit sie gedämmt wird, aufgefangen u.s.w..
Auf die Aggression selbst habe ich hier in diesem Forum keinen Bock, die kann ich mir jederzeit von meinem Angehörigen holen.
Niemand hat das Recht jamand anderen verbal anzugreifen, nur weil er anderer Meinung ist.
"Die Freiheit des Einen endet,
wo die Freiheit des Anderen beginnt."
Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir uns überdenken und überlegen, wie wir in der nächsten Zeit miteinander umgehen werden.
Dieses Forum war und sollte es wieder werden eine sehr gute Plattform für den Erfahrungsaustausch und Diskussionen um die Krankheit selbst.
Gruß
Kerstin
