Hallo Nebulos
Ich bin tief beeindruckt von Deiner Auseinandersetzung mit dem Thema allgemein und meinen Posts hier im speziellen (und dafür im Übrigen auch sehr dankbar!). Lass mich zu Deinen Schlussfolgerungen noch etwas ausführen:
> Ein Beispiel aus Deinem Text: Du unterstellst mit
> der Vorstellung Deiner Kalkulation beim Deinem
> Arzt und seinem vermutlich nickenden
> Einverständnis, dass Dein Handeln okay ist.
> Klingt erst einmal logisch, weil der Arzt als
> Psychiater die Krankheit in der Facharztausbildung
> sich angeeignet hat, hoffe ich. Knackpunkt ist
> aber und das ist mein induktiver Einwand, ein Arzt
> verfügt selten über ein solches Wissen der
> Finanzwissenschaft, dass er innerhalb eines
> Termins
Meine Beispiele sind/waren eine stark simplifizierte Version des Vorgefallenen, einfach aus "Volumengründen" - die ganze Geschichte zu erzählen hätte Seiten gefüllt. Insbesondere die "Arztsequenz" habe ich nur deshalb erwähnt, weil dieser kurze Dialog die pure Situationskomik war - der Arzt sagt es sei alles OK, so lange ich nicht plane Häuser zu kaufen. Während ich exakt das gerade plane...
In diese Entscheidungsfindung und den Beschluss diese Wohnung zu kaufen waren sehr viele Personen involviert und auch zu überzeugen, insbesondere die "Investoren" (sowohl Bank wie auch private). Es würde den Rahmen hier definitiv sprengen SÄMTLICHE Hintergründe und involvierte Personen aufzulisten, aber als Konzentrat davon:
1. es gab/gibt einen "Business Case" welcher ausgewiesen hat, was für die Investoren dabei an Rendite rausspringt
2. es gab/gibt ein detailliertes Argumentarium wieso gerade diese Wohnung die Richtige ist - auch verschiedene "Szenarien" berücksichtigend wie sich mein Familenleben entwickeln/verändern könnte
D.h. der Arzt war einer "unter vielen" wo ich mir Rat/Bestätigung eingeholt habe - in diesem Fall sogar nur zufällig weil er das Thema exakt in diese Richtung gelenkt hat. Er verfügt im Übrigen über - meines Wissens - überhaupt keine psychiatrische Ausbildung. Er ist "nur" mein Hausarzt bei dem ich mir eine Zweitmeinung zum Thema Lithium und meinen Selbstmedikationsplänen eingeholt hatte.
Das Wohnungsthema habe ich damals - unter klarem Hinweis das ich gegenwärtig hypoman bin - aber auch mit meiner Psychiaterin besprochen, welche von dem Vorhaben tendentiell eher abgeraten hat mit der Argumentation, dass die ausgewiesene Rendite zu gering sei (eine interessante Argumentation für eine Psychiaterin, nicht?).
Ein Erlebnis in dieser ganzen Diskussion ist mir sehr stark geblieben:
Ich habe mit einem potentiellen Investor - welcher mich meines Erachtens nicht sehr gut kennt - über das Thema gesprochen und er hat sich letztlich zurück gezogen mit der Begründung "dass er mich so nicht kennt"; das ganze Vorgehen, meine Penetranz und die endlosen Pro-Argumente waren ihm schlichtweg nicht "geheuer".
Das war für mich beeindruckend - er hatte mich "entlarvt" (ausser den Ärzten weiss niemand in meinem Umfeld, dass ich Bipolar bin).
> Deine Kalkulation überblicken wird
> können. Hinzukommt das wahnsinnige Talent in der
> Bipolar-1-Krankheit, eine geniale Vorstellung zu
> bieten und überzeugend zu wirken.
Yep, hier ist ganz klar zu sagen ich hätte diese Überzeugungskraft nicht hypoman wahrscheinlich nicht gehabt. Dies kann man positiv sehen - ausgehend davon, dass meine Kalkulationen und Argumentarien der "Wahrheit" (was immer das ist) entsprechen, oder negativ indem ich hier Leute in einer "krankhaften Phase" in etwas hineingezogen habe. Letzteres sehe ich aber definitiv nicht so - die Investoren erhalten ihre Rendite und ich habe die Entscheidung - auch während vermeintlich gesunden - oder zumindest nicht hypomanen - Phasen nie bereut.
> Ich finde Deine Beiträge interessant, aber für
> mich lese ich zwischen den Zeilen auch die
> unschöne Seite der Hypomanie schon raus.
Kannst Du das noch etwas spezifischer beschreiben?
Meine Hypomanien hatten für mich bisher ausschliesslich positive Aspekte - in diesen Phasen ist in meinem Leben etwas vorwärts gegangen. Einziger Kritikpunkt: Ich habe mehr Geld gebraucht, jedoch nicht überbordend, da ich schlichtweg viel hedonistischer gelebt habe - ich bereue aber keinen einzelnen Euro den ich ausgegeben habe, im Gegenteil...und es sind nach wie vor auch noch genügend Euros da. In meinem Leben gibt es wesentlich kostspieligere "Erscheinungen" als meine Hypomanien.
> Ganz einfach,
pass bitte auf Dich auf!
Danke gleichfalls, das tue ich "im Rahmen meiner Möglichkeiten" glaube ich sehr gut, durch Reflektion, Selbsthilfegruppe, Schlafüberwachung, …
Feedback zum Rest folg noch - aber ich muss nun mal ein bisschen was arbeiten 8-)
Beste Grüsse
Statler