Hi Statler,

wie Du es schreibst, es ist interessant und schlüssig. Aber wenn man sich mit Deinem Text intensiver auseinandersetzt, nicht nur fünf Minuten, umso mehr sehe ich eine geniale Deduktion im Sinne von Arthur Conan Doyle und dass meine ich nicht abwertend. Eine deduktive Sequenz mit Sherlock Holmes ist zum Beispiel, wenn ich mich richtig erinnere: Großer Hut, großer Kopf, großes Gehirn ist gleich hohe Intelligenz. Geht man induktiv ran, stellt man die getroffene Relation zwischen der Größe eines Gehirns und der Intelligenz in Frage. Deduktion ist trotzdem enorm wichtig in unserem Alltag, da man zum Beispiel an der Ampel nicht jedes Mal von neuen überlegen kann, ob ich jetzt bei Rot stehen bleiben muss, es heißt einfach Rot gleich stehen bleiben.

Ein Beispiel aus Deinem Text: Du unterstellst mit der Vorstellung Deiner Kalkulation beim Deinem Arzt und seinem vermutlich nickenden Einverständnis, dass Dein Handeln okay ist. Klingt erst einmal logisch, weil der Arzt als Psychiater die Krankheit in der Facharztausbildung sich angeeignet hat, hoffe ich. Knackpunkt ist aber und das ist mein induktiver Einwand, ein Arzt verfügt selten über ein solches Wissen der Finanzwissenschaft, dass er innerhalb eines Termins Deine Kalkulation überblicken wird können. Hinzukommt das wahnsinnige Talent in der Bipolar-1-Krankheit, eine geniale Vorstellung zu bieten und überzeugend zu wirken. Nebenbei finde ich es kurios, dass er erst Alarm schlägt, wenn der Bankrott wahrscheinlich wird. Beruhigende Worte sind okay, aber...mehr möchte ich dazu lieber nicht sagen...

Warum schreibe ich mit Relationen oder anders ausgedrückt mit "Gummi"? Du hast es selbst etwas weiter vorher geschrieben, die Krankheit hat eine gewisse Individualität. Dem trage ich Rechnung. Man könnte hier auch dies mathematisch mit Funktionen (ohne Rechnen) darstellen, wo man dann Möglichkeiten von Abhängigkeit erkennen kann. Man kann dies dann steigern und dabei sogar Interdependenzen der Abhängigkeiten herausarbeiten. Ich nehme nur mal ein Mono-Beispiel mit dem Umfeld. Etliche haben ein gutes Umfeld, etliche ein bescheindenes Umfeld, welches wenig Verständnis und Geduld hat, und andere haben kein nennenswertes Umfeld. Schon hier sieht man die Interaktion zwischen der Krankheit und nur einem Fakt. Wenn ich jetzt noch den Faktor Arbeitsfähigkeit/Arbeit hinzunehme, dann könnte es für den Probanden ohne Arbeit und null Umfeld sehr ungünstig in Bezug auf den Krankheitsverlauf aussehen, weil der fehlende Umgang mit anderen auch noch auf die Psyche schlägt.

Ich sehe keinen Unterschied zwischen Deinen harten Fakten und meinen Fakten, die Du als weich bezeichnest.

Und was Du in den ersten Abschnitten beschreibst hat unabhängig der von mir ins Spiel gebrachten Deduktion noch etwas mit einem Machtspiel zu tun. Ich denke nicht, dass dieser Umgang mit anderen langfristig gut ist. Hier scheint mir viel Deine hypomanische Stimmungslage Dich in eine gefühlte Position der Stärke zu hieven. Ich kann mir sehr gut vorstellen, ich wünsche es Dir nicht, dass diese Menschen Dir irgendwann den Rücken zudrehen. Spätestens wenn sie es kapieren und kein reales Abhängigkeitsverhältnis von denen zu Dir besteht. Aus meiner Sicht muss man sich nicht unbedingt outen, man kann ohne Grund auch mal offen fragen "Was hältst Du von der Idee?"

Dieses Outen ist eh noch eine andere komplizierte Geschichte, wie man aktuell wieder sieht. Bei dem Thema muss man ziemlich stark sein, wenn man es im entsprechend gewählten Umfeld durchziehen will. Ich habe meinen kompletten Freundeskreis damals teilweise dadurch oder weil ich aufgrund des Rückkampfes (meine Wortkreation) nie Zeit hatte verloren...Die Krankheit ist einfach Scheiße, aber das hast Du in einem anderen Zweig ja auch schon einmal angedeutet.

Was mir zum Schluss noch auffällt, es könnte vermutlich ein interessanter Diskurs zwischen uns beiden entstehen und vermutlich wird mir zuerst die Puste dabei ausgehen. (Hypo)manische Menschen sind auf dem ersten Blick sehr kreativ und schlagfertig, dass macht sie ja so selbstsicher, mich damals auch...Mich konnte man aber bei längerer Betrachtung später oder danach dann aber problemlos zerlegen, wenn man es wollte, oder die Menschen waren genervt gegangen, da diese Abhängigkeit, die zu mir (uns) besteht, nur in unserem Kopf bestand.

Ich finde Deine Beiträge interessant, aber für mich lese ich zwischen den Zeilen auch die unschöne Seite der Hypomanie schon raus.

Ganz einfach, pass bitte auf Dich auf!

Viele Grüße nebulos

PS: Meine Hypothese: Die Stärke des (hypo)manischen Menschen ist in Interaktion mit anderen die Deduktion, aber nicht das induktive Denken.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 04.04.19 00:23.