Hallo Nebulos
Ich sehe Deinen Punkt mit der Zweitmeinung absolut und die hole ich mir oft "automatisch" ein - sehr oft allerdings nicht offen und klar, sondern eher spielerisch; in dem Sinne, dass ich mein "Vorhaben" bewusst nochmal etwas übertreibe und überskizziere und dann schaue, wie mein "Reflektor" darauf reagiert - im Sinne von findet er das jetzt total crazy oder lässt er sich möglicherweise sogar von der Idee mitreissen? Das mache ich bewusst so, weil ich mich gar nicht "outen" will, dass ich mir eine Zweitmeinung einholen möchte.
Bei der Angst sehe ich es allerdings etwas anders - ein Aussenstehender kann mE nicht oder nur schlecht beurteilen ob mir nun etwas Angst machen sollte oder nicht - und ich sehe die Angst auch ziemlich digital; sie ist da und blockiert alles oder eben nicht.
Und eigentlich nehme ich die Angst eigentlich gar nie wahr, d.h. im "nicht funktionierenden Zustand" bin ich einfach blockiert, dass dahinter eine Angst steht welche mich lähmt ist mir so in dem Moment gar nicht klar.
Andersrum nehme ich die (unerwartete) Absenz von Angst aber sehr klar wahr indem ich tatsächlich denke "Komisch, das müsste nun eigentlich ziemlich beängstigend sein, das sollte mir Sorgen machen" - und das triggert dann, das Ganze nochmal ganz rational durchzukauen.
Wenn man so will könnte man das eben auch schon eine Zweitmeinung von meinem rationalen Ich nennen - indem man die Teilung von Emotionalität und Ratio bei einer schizoiden Persönlichkeit konsequent durchzieht.
Bei allen "weichen Faktoren", bspw. bei einer Risikobeurteilung hast Du mit Eintretenswahrscheinlichkeit etc. "Gummi" drin - Deine eigene (zu positive) Wahrnehmung kann Dir hier einen Streich spielen resp. das Risiko in eine falsche Richtung lenken. Es gibt aber auch "Hard Facts" - klare Zahlen, objektive Werte (ev. auch hier noch "Drittbeurteilungen" welche nicht direkt von Deiner Wahrnehmung abhängig sind), mit diesen kannst Du auch im hypomanen Zustand mit einem rationalen Modell zu vernünftigen Resultaten/Schlüssen kommen.
Ich kann Dir ein "lustiges" Beispiel dazu geben, ich habe im letzten Oktober (genau so hypoman unterwegs wie jetzt) eine Wohnung gekauft - eigentlich ein typisch Beispiel von "hypomanem Schwachsinn".
ABER: Ich bin sehr froh darüber und habe - mittlerweile seit fast 6 Monaten in der Wohnung - die Richtigkeit dieser Entscheidung bisher nicht ein einziges Mal angezweifelt (obwohl ich dazwischen auch leicht depressiv und vermeintlich "normal" war). Ich weiss, dass ich nicht hypoman niemals in der Lage gewesen wäre diese Entscheidung zu treffen, geschweige denn, das nachher alles auch "durchzuboxen".
Die Entscheidung - und die Argumentation dazu - habe ich von verschiedensten Personen "challengen" lassen, teilweise natürlich auch challengen lassen müssen aufgrund der Bankfinanzierung.
Anekdote am Rande:
Diese Hypomanie im letzten Oktober war meine erste welche ich bewusst als solche wahrgenommen habe, ich ging in dieser Zeit zu meinem Hausarzt (welchen ich sehr schätze) um mir von ihm Zweitmeinung zu Lithium einzuholen. Er meinte dann zum Thema Hypomanie: "Machen Sie sich keine Sorgen, so lange Sie nicht anfangen Häuser zu kaufen ist alles in Ordnung." - worauf ich ihm wahrheitsgemäss antwortete: "Ähm, eigentlich überlege ich mir gerade eine Wohnung zu kaufen..."
Auch er konnte aber, nachdem ich ihm die ganze Kalkulation und Argumentation dazu vorgetragen hatte, keinen hypomanen Schwachsinn darin erkennen...
Beste Grüsse
Statler