Brickman schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hi zusammen,
>
> seit einer Weile beschäftigt mich ein Gedanke:
> In der normalen Welt geht man weitgehend von
> Kausalzusammenhängen aus. Wenn dies und jenes
> passiert, dann freue ich mich, wenn hingegen das
> und das passiert, dann fühle ich mich schlecht.
> Es ist der Gedanke, dass meine Gefühle logische
> Folge (oder Spiegel) aus bestimmten Ereignissen in
> der Welt sind. Ich vermute, dass wenn man "normal"
> genug ist, man ein Leben lang wenig Grund sieht,
> an diesem Konzept zu zweifeln, denn es geht ja
> meistens auf. Ereignis und Gefühl sind
> hinreichend deckungsgleich. Und erscheinen deshalb
> als "richtig". Das ist doch schön.
>
Hallo Brickman,
mal ganz davon abgesehen, dass mir der normale Bernd Beispiel noch nie über den Weg gelaufen ist, sehe ich die Gefühlswelt nicht so sehr im Zusammenhang mit kausalen Ereignissen. Überspitzt müsste ich beispielsweise davon ausgehen, dass ein Mensch sich freut, wenn ich ihm 1 Millionen Euro schenke. Derjenige freut sich aber nicht, sondern ist erschrocken und überfordert, weil er mit so viel Geld gar nichts anfangen zu weiß und sich zudem fragt, was ich denn da im Schilde führe. Finde ich ebenso natürlich, dass er sich nicht freut. Jemand anders würde jetzt vielleicht sagen, das ist ja krank, dass er sich nicht über das Geld freut. Ist das krank ;-)? Ich glaube, dass es natürlich ist, dass eine gewisse Unberechenbarkeit in den Emotionen liegt. Während einer Krankheitsphase beginnen diese Gefühle und Stimmungen ab einem gewissen Grad jedoch vertrauensunwürdig zu werden. Aber bis zu einem gewissen Punkt, kann mein rationaler Verstand noch immer zu mir sagen: okay, das sind jetzt depressive Gedanken, nimm sie nicht so ernst. Ich sehe mich als Menschen auch eher in meiner Gesamtheit, es sind nicht nur Gefühle, die bestimmen, wer ich bin. Ich reduziere mich da nicht auf eine Biochemie im Kopf, sondern sehe auch die Ereignisse, meine genetische Disposition, Charaktereigenschaften, Erziehung etc., die mich zu dem Menschen gemacht haben, der ich bin.Meine Erkrankung ist eine logische Folge von allem.
Für diese Überlegungen braucht es meiner Meinung auch eine eigene Definition und Vorstellung davon, was krank ist und was im Lot. Wenn Statler beispielsweise sagt, er habe während einer Phase einen messerscharfen Verstand, dann bringt das eine Befähigung zum Vorschein. Mir selbst bleibt es überlassen, trotzdem schon frühzeitig medikamentöse Gegenmaßnahmen zu treffen, um einer kranken Überanstrengung aus dem Weg zu gehen.
Ich habe es mir angewöhnt, einen goldenen Schnitt aus allen Teilen meiner Persönlichkeit zu machen und es zu akzeptieren.
Im übrigen erinnert mich Dein Schreibstil über die etwas distanzierte Haltung zu sich selbst ein wenig an Sheldon Cooper oder auch an einen Hirnforscher, der hingebungsvoll im Hirnbrei seziert - auf der Suche nach der Formel ;-)
LG Fahni