Hallo Frankkk,
ich habe einige (nach drei Episoden und einem Jahr Lithium) kognitive Schwierigkeiten, die überwiegend tagesformabhängig sind.
Was mir geholfen hat, war eine genaue Selbstbeobachtung und Kenntnis meiner Stärken und Schwächen. Mit schriftlicher Korrespondenz komme ich sehr gut zurecht. Was ich mir aufgeschrieben kann, kann ich mir merken oder eben notfalls noch einmal nachlesen. So weiß ich, was ich wem geschrieben habe meist noch. Was ich mit wem gesprochen habe, kann ich idR nicht gut erinnern.
Ich kann auch nicht gut unterscheiden, ob ich ein Gespräch tatsächlich so geführt habe, oder ob ich es mir nur vorgestellt habe. So kann ich also Vorstellung und Erinnerung nicht gut trennen. Ist es also inhaltlich relevant, sorge ich für Dokumentation.
Es kann helfen, (vor allem emotional geladene) Gespräche nach WhatsApp zu verlegen, denn ich habe auch das Problem, plötzlich mittendrin weg zu sein und gar nix mehr aufnehmen zu können. Andere kennen das, mal in Gedanken zu sein - das kenne ich auch. Ich meine aber, einfach wirklich ein Loch zu haben. Wenn ich mir also ein Audio anhöre, kann ich es also nochmal anhören (nachlesen geht aber schneller und bequemer). Das ist nur dann wichtig, wenn es wie am Arbeitsplatz wirklich aufs Detail ankommt.
Wenn ich Arztgespräche führen muss, dann geht das nur noch, wenn ich mir vorher aufgeschrieben habe, was ich von ihm überhaupt will. An den Notizen hangel ich mich dann lang. Wenn er mir dann irgendwas sagt, wo ich was machen muss, dann schreib ich mir das auf. Manchmal nehme ich auch eine Begleitperson mit zum Termin, wenn ich sehr durch den Wind bin.
Dann weiß ich, dass meine Konzentration für zB Lesen von zwei Faktoren abhängig ist: a) morgens bin ich noch nicht so abgelutscht vom Tag wie abends und b) ist es für mich wirklich brennend interessant, geht das auch abends noch. Ist es etwas, das ich lesen "muss" wie zB ein Text, zu dem ich eine Kritik abgeben soll, dann muss ich höchst aufmerksam sein und dazu auch was schreiben usw, das bringe ich nur morgens.
Und wenn ich dann beim Lesen eines Absatzes am Ende des Absatzes nicht mehr weiß, was ich eben gelesen habe, dann lese ich den eben nochmal. Das mache ich bei Unterhaltungslektüre ebenso. Das ist eben der Vorteil beim Schriftlichen.
Es gibt auch Leute, die können sich Gesagtes bzw. Gehörtes besser merken als Gelesenes! Das ist wichtig, rauszufinden, was für ein Typ man ist.
Ich weiß nicht, ob ich Dich jetzt damit beruhigen konnte? Mein GdB ist 70 ... es ist aber nicht so, dass ich den ganzen Tag das Buch anstarre und darüber verzweifle, wie schlecht ich mich doch konzentrieren kann....
Ich habe mich auch einfach daran gewöhnt, (Chat)Gespräche dann eben mal ne Weile laufen zu lassen, ohne aktiv teilzunehmen und später wieder einzusteigen. Wenn ich durchpower, bin ich nach anderthalb Stunden derart platt, dass der restliche Tag gelaufen ist.
Im Alltag fällt das idR niemandem auf. Ich überspiele Lücken meistens, nur wenns mir wirklich wichtig ist, frage ich nach und bitte den Gesprächspartner, das nochmal zu wiederholen. Und ich versuche, nicht zu viel auf einmal aufnehmen zu müssen, und fasse dann nochmal kurz zusammen, das hilft beim Erfassen und auch beim Erinnern.
Beim Kopfrechnen übrigens, das war schon vor fünf Jahren so: Da brauche ich Ewigkeiten, um simpelste Additionen im zweistelligen Zahlenraum durchzuführen. Meine Ergotherapeutin fand mich damals aber fit für den Arbeitsmarkt! Es muss eben nicht jeder Kopfrechnen können, dafür gibts doch Taschenrechner. ;)
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Pronomen: er, Baujahr 80, GdB 50, voll erwerbsgemindert, berufsunfähig
Diagnosen: 03/2009 rezidiv. Depression, 06/2012 schizo-affektive Störung, 08/2016 bipolare Störung, 02/2019 Psoriasis, 03/2019 Psoriasisarthritis, 10/2021 Schlafapnoe, 07/23 VD ME/CFS u.a.
Medis: Valproat 500mg 1-0-2-0, Olanzapin 2,5mg 0-0-0-1, bei Bedarf Perazin 25mg 1-3x/Tag u.a.
Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.
