Ich denke, die Messbarkeit muss immer unter Berücksichtigung des ganz eigenen Naturells eines Betroffenen stattfinden. Isb. bei leichten Depressionen oder bei Hypomanien ist der Gradmesser schwierig. Was für den einen schon depressive Lethargie ist, weil er ansonsten sehr aktiv ist, ist es für den nächsten noch Charakter oder Naturell. Bei ausgeprägten Manien und schweren Depressionen ist es wohl leichter, diese Zustände als solche richtig zu bewerten.
Ein SHG-Mitglied sagt, er sei ganz sicher hypoman, wenn er beim Autofahren in der Stadt 60 km/h auf dem Tacho hat. Für den nächsten ist es normal so zu fahren, wenn er denn kann.
Da ist immer auch das nächste soziale Umfeld gefragt, was als Gradmesser fungiert neben der Selbsteinschätzung.
Wären Manien und Depressionen unter diesen Aspekten nicht messbar, dürfte es überhaupt keine Verordnungen von Medikamenten geben, keine Krankenhausaufenthalte, geschweige denn Zwangsunterbringungen.
Man kann natürlich auch "Messbarkeit" durch "Einschätzung" ersetzen. Das Ergebnis bleibt dasselbe.
Messbar ist zumindest der Schlaf, der für viele ein Gradmesser ist.
Rein theoretisch aber auch praktisch lassen sich Aktivitäten messen in Umfang und Intensität. Auch die Lautstärke und der Redefluss sind messbar. Zeit ist messbar, Dezibel wären auch messbar.
Körperhygiene ist auch messbar, schlimmstenfalls riechbar (z.B. nur noch 1 x wchtl. Katzenwäsche) Wie oft jemand seinen Briefkasten leert ist messbar usw. usf.
Soziale Kontakte sind messbar. Im Grunde gibt es viele Dinge, die man (er)messen kann, immer vor dem Hintergrund, was sich sichtlich verändert hat.
Ohne dieser "Messmethoden" würde Psychoedukation, Psychotherapie und Life-Chart nicht funktionieren. Auch die Sicht- und Fühlbarkeit der Wirkung von Medikamenten würde ohne bestimmte Gradmesser nicht funktionieren.
Alles Gute
Friday
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Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.
Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.
Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen.