Hallo,
ich glaube, dass es sehr viele Menschen mit der bipolaren Diagnose gibt, die ebenfalls Angehörige sind und dies konnten wir hier auch schon mehrfach lesen. Teils ist es ein Kind oder der Partner/die Partnerin betroffen oder ein Geschwisterteil, etc. pp.
Als ich damals in der EX-IN-Ausbildung war, da sollten wir uns einordnen, ob Betroffene, Angehörige oder auch "Professionelle". Viele Selbsterfahrene standen da auch auf der Angehörigenseite. Dies ist also gar nicht so selten.
Wenn man den Text in einem Satz herunterbricht so war die Protagonistin zunächst die Hilfsbedürftige und Hilfe-Empfängerin und nun ist sie diejenige, die jemand Hilfsbedürftigen die erforderliche Hilfe geben kann.
Ich glaube, dass, sofern die Person sich nicht übernimmt und es nicht über die Kräfte hinausgeht, schon auch etwas ist, was einen wachsen lassen kann. Sich selbst nicht ständig als die Person zu sehen, die Hilfe benötigt, sondern selber auch etwas zurück geben zu können, selber auch Ressourcen zu haben, sich in dieser anderen Rolle auch wahrzunehmen, kann eine wichtige Erkenntnis sein.
Sieht man es nicht nur im engsten Familienkreis, sondern zieht den Bogen etwas weiter, so sind auch viele in der Selbsthilfe tätig, die anderen etwas geben, die helfen, unterstützen und für andere da sein können.
Deshalb finde ich es auch wichtig, dass wenn ich jemanden begleite im beruflichen Kontext, dass dieser auch die Möglichkeit hat, mir etwas "geben" zu können, z.B. dass ein Bewohner mir als Ortsunkundige den Stadtteil zeigt, wo er heute noch von spricht. Es sind oft Kleinigkeiten, aber die machen soviel aus, um die Perspektive mal zu wechseln und sich mal als jemanden zu fühlen, der nicht immer nur Empfänger ist.
Viele Grüße Heike
------------------ Signatur --------------------------
Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 05.02.19 17:24.