Lieber Brickman,
zu Deiner Ausgangsfrage: Alles eine Sache der Zeit.
Bei mir hat es jetzt exakt 10 Jahre gedauert, von der erneuten Diagnose bis zur soweitigen Akzeptanz meiner Stoffwechselstörung im Hirn.
Dass ich zum Bipolaren Sein einfach stehe. Dass es ein Teil von mir ist. Dass ich es mag, meistens. Dass ich seit 10 Jahren beinahe meine 800mg Lithiumcarbonat schlucke, bei jedem Wetter und jedem Durst.
Stilblüten aktuellerer Natur:
Gleich in der ersten Woche des Kennenlernens habe ich dem neuen Freund "meine Geschichte" anvertraut und: es hat unserer Verliebtheit nicht wirklich geschadet, der "ältere Junge" ist nämlich vom Fach - genau das hat mich zur absoluten Ehrlichkeit gezwungen. Das war gut, es sehr schnell mitzuteilen. Dadurch hatte ich kein "doofes Gefühl", ihn zu hintergehen. Auf Heimlichkeit hatte ich keinen Bock mehr. Bin „Bipo-light."
Zwei Wochen später habe ich mich freiwillig beim Personalchef geoutet, weil ich einfach keine Lust mehr hatte auf Versteck spielen. Und habe seitdem einen Raum genannt bekommen, wo ich mich zum Arbeiten zurückziehen kann/ könnte.
Also einen Vorteil gegenüber des Schweigens.
Hat sicher auch mit der Scheidung zu tun, dass mein Beschützer "futsch" ist, der für mir früher die Leute vom Hals hielt, wenn ich wieder Ruhe brauchte.
Nochmals zum Thema:
Vertraut Ihr Euch selber?
Ja. Inzwischen ja. genauso wie es ein neuronormaler Mensch tut. Denn auch die sind oft sehr unsicher.
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Enttäuschungen können Dich ersticken oder formen.
Und manchmal können sie ein Neubeginn sein.
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BS II, täglich 800 mg Lithiumcarbonat seit ca. 2010 - und seit 2008 lese ich mal und mehr mal weniger hier
5-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.01.19 23:09.