Kleine Ergänzung:
Natürlich zeigen wir sowohl in der Manie, als auch in der Depression klare Auffälligkeiten. Aber wir haben ja auch noch diese dritte Phase, in der alles weitgehend "normal" ist. Da zeigen wir keine Auffälligkeiten. (Kann man sagen, die Krankheit würde in dieser Zeit schlafen?)
In dieser Phase befinde ich mich und mir sagen jetzt alle, ich sei wieder "ganz der alte". Dass ich mich zugleich noch in einer sehr mühseligen und langsamen Erholungsphase befinde, ist kaum sichtbar. Selbst meiner Gattin (wir sind seit 30 Jahren zusammen, sie dürfte mich recht gut kennen) gegenüber ist es manchmal nur schwer darstellbar, warum ich auch bei banalen Tätigkeiten sehr schnell ermüde (obwohl ich sonst ganz fit wirke), oder dass ich im Gespräch manchmal unangekündigt sehr emotional reagiere, weil das Thema mich extrem stresst . Sie kennt mich, erlebt mich täglich als wieder "normal", kann aber meine momentanen Defizite kaum einschätzen. Wie auch?
Irgendwann werde ich mich erholt haben und dank des Lithium werde ich hoffentlich für sehr lange Zeit (gegen "für immer" hätte ich nichts einzuwenden) keine neue Manie erleben. D.h., dass ich dauerhaft in der "normalen" Phase drei leben würde. Ohne Eskapaden, ohne Auffälligkeiten.
Die Erinnerungen an die Katastrophen des letzten Jahres werden mehr und mehr verblassen, an das "Normale" werde ich mich gewöhnen, die Drohung der nächsten Manie wird mir immer theoretischer erscheinen. So stelle ich mir das vor.
Und daraus folgt noch eine Frage:
Wie hält man das Bewusstsein für die eigene Krankheit wach, wenn sie dauerhaft inaktiv ist?
Das interessiert mich sehr.
LG ................ Brickman