Vor 23 Jahren wurde ich nach einem Selbstmordversuch auf Lithium eingestellt. Das war sehr erfolgreich für mich, Nebenwirkungen hatte ich praktisch keine. Zehn Jahre später - ich fühlte mich pudelwohl und alles war so richtig "in Butter" - wollte ich quasi zur Vervollkommnung meines Glücks auch das Lithium absetzen und habe es ausgeschlichen.
Zuerst ist mir nur aufgefallen, dass ich viel weniger Alkohol vertragen habe also früher, ansonsten ging es mir vorzüglich. Die erhoffte Gewichtsabnahme ist allerdings nicht eingetreten. Neun Monate lang ging es mir gut - fast schon zu gut, im Job war ich auf 180 und obwohl ich die Zeichen einer Hypomanie von früher kannte hat mich das keinesfalls beunruhigt. Bis ich dann im Sportstudio so etwas wie eine plötzliche Desorientierung erlebt habe. Ich habe in der Klinik angerufen, in der ich mit 27 so gut behandelt wurde und ein Arzt beruhigte mich, dass dies schon einmal vorkommen kann.
Das war ein Fehler, denn dieser kleine Anfall war in Wirklichkeit der letzte Vorbote einer sehr unangenehmen Folgephase. Einige Tage später hatte ich beim Mittagessen - mitten im Gespräch - eine Art psychotischen Anfall den ich kaum noch verbergen konnte und bin dann endlich zu einem Psychiater gegangen, der mir ein Neuroleptikum verschrieben hat. Aber ich war schon zu psychotisch, habe das Mittel nicht genommen und bin einige Tage später (nachdem ich tiefe Wunden in mein Familienidyll gerissen habe) zwangseingewiesen worden.
Ich bin dort dann auf Zyprexa eingestellt worden, womit ich mich allerdings wie ein Zombie gefühlt habe. Nach der Entlassung wurde ich von meinem Psychiater relativ schnell wieder auf Lithium eingestellt. Ungefähr ein Jahr später fühlte ich mich von diesem üblen Absetzungsversuch wieder vollständig erholt.
Das war vor 13 Jahren. Ich spüre weiterhin keine Nebenwirkungen durch das Lithium und meine Stimmung ist ausreichend stabil. Ich werde keine weiteren Absetzungsversuche unternehmen.
Deswegen ist mein Rat ganz klar den Absetzungsversuch zu unterlassen - es sei denn es ist medizinisch notwendig (z.B. Schwangerschaft). Dann würde ich mich allerdings genau informieren, welche anderen Maßnahmen das Lithium ersetzen können. Aber: jeder Jeck ist anders. Viel Erfolg!
