Hallo zusammen,
es gibt ein paar Dinge, mit denen ringe ich tagtäglich ergebnislos. Zweifeln kann ich ähnlich gut wie atmen, Scheiß-Kindheit eben. Hier ein Beispiel:
Ich bin 56 und erst in diesem Jahr wurde ich als manisch-depressiv erkannt. Mein Leben lang war ich depressiv, selbstredend mit Medikamenten, aber krank habe ich mich dabei nie gefühlt. Ich empfand schon, dass ich den Graubereich der "normalen'" Empfindungen nach unten hin stark gedehnt habe, aber ich fühlte mich nicht krank. Diese magische Grenze wurde nicht überschritten.
Bipolarität zählt zu den schweren psychischen Erkrankungen, also BIN ich jetzt krank.
Mein Körper sieht gesund aus, meine Augen sind klar, meine Stimme fest, die Witzchen sind wieder "wie früher" - man kann nichts sehen, andere sehen nichts. Ich selber empfinde mich dabei vermutlich in einer Art "Nachweispflicht", die ich natürlich nicht erfüllen kann, und halte mich anschließend selber schon wieder für fast "gesund". Was zur Folge hat, dass ich meinen aktuellen Zustand generell überschätze, auf jeden Fall aber überschätzen möchte (Ungeduld) und dann komplett frustriert bin, weil immer noch nur so wenig geht. Schon bescheuert. (Kennt das jemand?)
Mit einem Bandscheibenvorfall erntet man garantiert Mitgefühl, mit eines psychischen Krankheit provoziert man wohl eher den Verdacht, nicht zurechnungsfähig oder gar voll plemmplemm zu sein. Bezogen auf mich stimmt das ja auch - für wenige Wochen im Verlauf von langen Jahren. Statistisch gesehen bin ich also einen überwältigenden Teil der Zeit voll zurechnungsfähig.
Da hängen jetzt noch viele andere Sachen dran, aber was mich hier interessiert:
Wie kriegt Ihr das hin mit dem Krankheitsbewusstsein, besser eigentlich dem Krankheitsselbstbewusstsein?
Mittel- bis Nachweihnachtliche Grüße ................ Brickman