Aaalso,
unter größeren Dosen Neuroleptika ist meine Kreativität auch quasi auf Null. Ich habe jahrelang kein Musikinstrument mehr anfassen können, es war so traurig, dass mir nach ein paar Minuten meist schon die Tränen runterliefen.
Früher konnte ich die Sachen einfach so aus dem Ärmel schütteln.
Seit ich berentet bin, kann ich meinen Stress absolut minimieren und nutze in erster Linie ein Antidepressivum, und ein Benzo und ein Neuroleptikum nach Bedarf. Damit ist es mir wieder möglich, so wie früher Musik zu machen. Auch wenn es nicht beruflich war, war es immer ein Teil meines Lebens, ein sehr wichtiger.
Wenn man bipolar ist und im Kreativbereich, dann hat das meist miteinander zu tun, das heisst, man nutzt seine Vulnerabilität, also übergroße Emotionalität und Affektivität, für seinen künstlerischen Ausdruck und somit ist das verknüpft. Zudem ist die Chance auf einen sicheren Beruf mit gutem Verdienst im künstlerischen Bereich sehr schlecht, und nur Irre würden darauf setzen, das ohne Plan B als Karriere zu verfolgen. Also Irre, wie wir. Vollkommen irrational. Wahnwitzig, geradezu. Darum triffst du da soviele Bipolare und Schizoaffektive. (Wobei meiner Erfahrung nach die Schauspieler noch mehr einen an der Klatsche haben, als die Musiker, und ich da mehr schizoaffektives Potential sehe, Musiker eher in Richtung Bipolar I gehen, und Bipolar IIer bei den Schriftstellern sehr häufig sind. ADSler gibts auch viele, bei den Musikern, oft Frontleute. Ich habe wohl beides.Bipo1 und ADS. Wenn schon, denn schon.
Bei den Bildhauern und Malern scheint das Wahnhafte wohl mehr 'ne Rolle zu spielen, ich kenne einige, die sehr eigenartige Drogen zu sich nehmen und alles mögliche haben, von Borderline bis Narzissmus, von Depressionen bis Schizophrenie. Ist ja auch eine einsame Kunst, in der die direkte Interaktion mit Publikum gar nicht stattfinden muss, das ist natürlich auch für schizophrene Minussymptomatik und extremere Auffälligkeit in Gesellschaft eine gute Form, sich auszuleben, ohne aufzufallen. Außerdem erwartet der Kunstkonsument, ob bei Musik, Literatur oder Kunst oder Schauspiel doch auch, dass der Künstler verrückt ist, außergewöhnlich, anders. Da kann man als psychisch Kranker wirklich punkten, denn das typische konsumierende Publikum will nicht das Langweilige, Alltägliche sehen, sondern das Emotionale, Expressive, Verrückte. Die Langweiler haben sie meist schon neben sich im Bett, auf der Arbeit und im Freundeskreis..
Also viele Gründe.
Aber alles kommt halt zu einem hohen Preis.
Ich sage nur: Club 27.
LG,
M.