Hallo Mrs. Hide,

erstmal herzlich Willkommen hier im Forum.
Hast du bei der Auswahl deines Nicks an Dr. Jekyll und Mr. Hyde gedacht? Und wenn ja, war die Änderung des Y in ein I Absicht? Nur mal so vorweg als kleines Geplänkel ;-)

Ich bin zwar inzwischen schon kurz vor 60, weiß aber noch sehr genau, wie es sich anfühlt, so jung so psychisch labil bzw. krank zu sein und durch einige Diagnosen durchgejagt zu werden. Meine Erstdiagnose lautete auf Schizophrenie, weil ich die ersten Male (ab 17. Lj.) mit Psychosen in die Psychiatrie eingefahren bin. Dann bestand Verdacht auf Drogenmissbrauch. Der wurde schnell revidiert. Ich nahm keine.

Ich kann dir nicht sagen, warum deine Psychiaterin bei jungen Menschen Lithium eher ablehnend gegenübersteht. Kann es sein, dass du das nur so herausgehört hast? Ich würde auf jeden Fall nachfragen, damit du weißt, wieso sie was wie gemeint hat. Das ist ja wichtig für dich, weil es eine Entscheidung auf Jahre werden kann.

Ich kann es mir nur so denken, dass die Einnahme von Lithium einer gewissen Disziplin bedarf, was aber bei anderen Medikamenten ebenso der Fall ist. Bei Neuroleptika, außer explizit für den Notfall eingesetzt, und bei Antidepressiva (AD) kannst du auch nicht sagen, heute nehm ichs morgen nicht oder mal weniger mal mehr nach eigenem Gutdünken.

Die größten Ängste von Betroffenenseite hinsichtlich Lithium sind:
Angst vor Lithiumvergiftung
Angst vor Nierenschädigung
Angst vor drastischer Gewichtszunahme
zu viel Schwitzen und Natriumausscheidung bei Sport, Sauna, Infekten, Fieber etc.

Ich nehme jetzt Lithium seit 16 Jahren, habe also mit 42 damit angefangen und war auch erstmal ganz ängstlich und vorsichtig. Das hat sich schnell gelegt.

Übrigens gab es damals zwei wichtige Faktoren, die mich dazu bewegten, mich für Li zu entscheiden. Das war 1. dieses Forum hier. Ich bin ähnlich wie du hier vor 16 Jahren aufgeschlagen und hatte Fragen dazu und Ängstlichkeiten. Und 2. hatte mir ein Psychologe einer Tagesklinik das schmale aber sehr verständliche Büchlein von dem selbst betroffenen dänischen Psychiater Dr. Mogens Schou "die Lithiumtherapie" in die Hand gedrückt, was ich dann las.

Ich war damals gut doppelt so alt wie du. Aber wie gesagt: Frag deine Ärztin, welcher Art ihre Bedenken genau sind.

Das reicht vielleicht erstmal als Info und Eigenerfahrung.
Frag aber ruhig weiter.

Und sei so lieb, iss weiter gesund, unterlasse unbedingt das Autofahren wie eine Verrückte. Führerscheinentzug in Verbindung mit psychischem "Irresein" hat dauerhaft noch fatalere Folgen als ohne Irresein. Ja, und pass auf deine Finanzen auf. Lass vielleicht mal die verführerischen Plastikkarten daheim und steck dir nur einen kleineren Geldbetrag ins Portemonnaie, mit dem du dann auskommen musst. Oder gib die Karte an eine Vertrauensperson ab. Ja, und ggf. gib auch den Autoschlüssel mal ab und benutze die Öffentlichen.

Alles Gute
Friday

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Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.

Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.

Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen.