Hi Zyklothym,
interessante Diskussion.
Aufgrund meines Krankheitsverlaufs kann ich klar bestätigen, dass der Auslöser/ Trigger (das kann man doch schon als weitgehend inhaltsgleich behandeln, oder?) IMMER Stress war. Nur ist die durch diese Feststellung entstandene größere Klarheit in sich sofort wieder problematisch, denn: Was ist Stress? Stress ist nun mal ein diffuser Sammelbegriff, der sehr individuell gefüllt werden kann.
Beim einen reicht ein Hund im Raum aus, beim anderen ist es die freie Rede vor einer Gruppe, die nächste Präsentation, alleine Bahn fahren, Verantwortung für andere tragen, finanzielle Unsicherheit und tausend weitere Stressoren mehr. Zudem ist es meist nicht ein losgelöster Stressor, es kommen oft ein paar unterschiedliche zusammen (und nie die selben, das macht es ja so schwierig).
Wir können uns sicherlich leicht darauf einigen, dass Stress immer der Auslöser ist, sobald wir aber die Formen unseres persönlichen Stresses betrachten, fächern wir uns sehr weit auf, da sind wir wieder absolut individuell. An sich verschiebt es vorerst nur die Ebene der weichen Begriffe, Trigger wird Stressor.
Im zweiten Teil Deines Ursprungstextes fasst Du einige neue Erkenntnisse der Hirnforschung zusammen. Wie leicht unser Zentralorgan zu korrumpieren ist, ist immer wieder faszinierend. Ich möchte da gerne noch die Versuchsreihen erwähnen, bei denen Probanden gezielt komplexe, falsche Erinnerungen eingepflanzt wurden. In der mir bekannten Versuchsreihe waren es "Jugensünden" (Fahrraddiebstahl, Zigaretten im Drugstore geklaut, sowas). Die Probanden waren danach ausnahmslos überzeugt, diese Jugendsünden tatsächlich begangen zu haben (die wurden natürlich nachher aufgeklärt). Auch Teile der Zivilbevölkerung im 2. Weltkrieg, deren Dorf nachweislich nie ausgebombt wurde, die aber eindringliche Dokumentarszenen von Bombenangriffen in ihre persönliche Erinnerung eingebaut haben, und sich jetzt präzise an den Bombenangriff erinnern können, passen hier rein. Es ist ja auch mittlerweile bekannt, dass unsere persönlichen Erinnerungen nicht statisch, sondern veränderbar sind, aber das würde jetzt endgültig zu weit führen.
Und Du erwähnst unsere inneren Zwang, jeden Quatsch in kausale Zusammenhänge zu quetschen. Was ich mir in meinem Leben so alles an haarsträubendem Mumpitz absolut logisch hergeleitet haben, o mann o mann! Das Problem daran ist für mich, dass ich zwar erkennen kann, was für ein sinnloses Unterfangen das ist, ich kann aber nicht damit aufhören. Mein Hirn braucht offensichtlich die Illusion sinnvoller Zusammenhänge. Und rattert fröhlich vor sich hin.
LG ............. Brickman