Diagnosen, das habe ich „backstage Psychiatrie“ gelernt, sind in erster Linie dafür da, dass mit der Krankenkasse abgerechnet werden kann. Dass mit einer Diagnose auch der von Dir genannte Stempel mit allen unguten Begleiterscheinungen wie erleichterte Zwangsmanahmen aller Art einhergeht, scheint die Welt der Ärzte und Therapeuten nicht zu interessieren.
Dabei, das wissen wir und das wird so auch in der Leitlinie formuliert: Es dauert im Schnitt immer noch 8 bis 10 Jahre, bis die „richtige“ Diagnose kommt bei Manisch-Depressiven. Wenn sie zuvor schon psychisch „auffällig“ geworden sind, wurden sie oft zunächst als schizophren, borderline, persönlichkeitsgestört oder „nur“ unipolar depressiv bezeichnet. Trotzdem gilt jede Diagnose als absolut richtig und für immer gültig - bis die nächste kommt.
Es gibt nicht wenige Leute, die schon lange eine neue Psychiatrie-Enquete fordern. Ich gehöre dazu.
