Re: Was können die Profis von den Betroffenen lernen?

30. 11. 2018 12:13
Hallo Friday,

in den trialogischen Seminaren bemerke ich, dass die FachkollegInnen sehr daran interessiert sind, wie die subjektiven Erfahrungen mit den Krisen, wie auch mit den angebotenen Hilfen aussieht, bzw. welche Dinge, Handlungen oder einfach der Umgang noch hilfreich für Menschen waren.

Es geht ja um eine Offenheit, bzw. sein Wissensspektrum noch weiter zu öffnen und noch andere Aspekte, Sichtweisen und Perspektiven zu erfahren, ohne dass jemand von den Anwesenden für sich die Deutungs- und Wissenshoheit gepachtet hat.

Ich höre von FachkollegInnen, die zu Fortbildungen waren, bei denen Erfahrungsexperten und auch Angehörige zu den Ausrichtern der Fortbildung zählten, dass sie mehr vom Thema mitgenommen haben, viel tiefer, anregender, plastischer und greifbarer, als das bloße runterbeten von Buchwissen.

FachkollegInnen fragen durchaus in den Veranstaltungen ganz konkret, was sich Erfahrene in dieser oder jener Situation wünschen würden, aber erzählen auch von ihren eigenen Erfahrungen, wo sie eben auch ihre eigenen Grenzen spüren, als Fachperson, bzw. äußere Grenzen gesetzt sind.

So wird auch für die Erfahrenen sichtbar, dass es manchmal nicht am Willen oder an der Offenheit liegt, sondern das institutionelle, gesetztliche Rahmenbedingungen manches erschwert oder das die eigenen Kraftreserven, durch personellen Engpass manchmal einfach aufgebraucht sind.

Es ist ja eher ein miteinander erleben, neue Einblicke bekommen, von allen Seiten, ein gegenseitiges Befruchten. Und kann es für FachkollegInnen nicht einfach auch erleichternd sein, eben in so einem hoffentlich gleichberechtigten Austausch, nicht die "Allwissenden" zu sein, also nicht unter dem Erwartungsdruck zu stehen, auf jede Frage eine Antwort haben zu müssen?

Auch für die Fachexperten ist diese Zeit ja nicht leicht, mit neuen gesetzlichen Bestimmungen, überall der personelle Engpass, den Wust an Dokumentationen, wo sich die meisten lieber die Zeit für Menschen nehmen würden, etc. pp.

Außerdem hilft es die eigene Energie effizient einzusetzen, wenn man weiß, wie man "Miteinander" arbeiten kann, durch mehr Wissen von Seiten der Betroffenen und Angehörigen, als dass viel Zeit und Energie drauf geht, da es zu ständigen Konfrontationen und Eskalationen kommt.

Ich weiß von den KollegInnen die sich darauf einlassen konnten, dass sie hoch befriedigt aus den trialogischen Veranstaltungen heraus kamen und für die es eine sinnvolle Art war, ihre Zeit darin zu investieren.

Viele Grüße Heike

------------------ Signatur --------------------------

Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.

"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).
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Was können die Profis von den Betroffenen lernen?

Friday 1659 29. 11. 2018 18:26

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zyklothym 642 29. 11. 2018 20:10

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Namenlos 462 29. 11. 2018 22:43

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Friday 425 30. 11. 2018 11:20

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Friday 528 30. 11. 2018 11:16

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Namenlos 390 30. 11. 2018 11:58

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Mania67 371 07. 12. 2018 13:46

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georg 447 30. 11. 2018 00:35

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YingYang303 432 30. 11. 2018 10:03

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Heike 420 30. 11. 2018 12:13

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dino 439 30. 11. 2018 15:52

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zyklothym 411 04. 12. 2018 21:43

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Friday 610 02. 12. 2018 12:51

Psychiatrische Selbstversuche mit Psychopharmaka

Namenlos 574 02. 12. 2018 19:31

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Supernova21 517 02. 12. 2018 21:00

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tschitta 428 07. 12. 2018 10:21

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Heike 360 08. 12. 2018 18:10

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Mania67 349 09. 12. 2018 05:06

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Friday 354 09. 12. 2018 13:45

Re: @Heike @Friday

Tagtraum 576 09. 12. 2018 16:34



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