Hallo alle zusammen,
als Angehörige eines kürzlich diagnostiziertem Bipolar Erkrankten lese ich mich grade durch sämtliche Literatur und Forschungsberichte, die ich zu fassen bekomme.
Ein wie ich finde ganz besonderer, jedoch kontrovers diskutierter Forschungsstrang beschäftigt sich mit der Rolle von Viren bei der Entstehung von bipolaren Störungen bzw. Viren als Trigger von manischen/depressiven Phasen. Bei bipolar Erkrankten wurden in aktiven Phasen der Manie/Depression abnormal hohe Entzündungswerte im Körper festgestellt. Daher gehen einige Forscher davon aus, dass Viren bei der Entstehung der bipolaren Störung neben einer genetischen Disposition mit beteiligt sind bzw. die Manie-/Depressionsphasen triggern könnten (vgl.
Nemade & Dombeck). Darüber hinaus wurde bei einigen Bipo-Medikamenten, wie beispielsweise Lithium, bereits nachgewiesen, dass sie anti-virale Eigenschaften besitzen bzw. das Wachstum von Viren hemmen. Das könnte auch erklären, warum sie bei bipolarer Störung gut wirken.
Unter Verdacht bei den Viren stehen derzeit folgende Kandidaten:
- Borna Virus
- Eppstein-Barr Virus
- Herpes-simplex-Viren (HSV-1 und HSV-2)
- Cytomegalovirus (CMV)
- Humane Herpesvirus Typ 6 (HHV-6A und HHV-6B)
Vereinzelt findet man auch Beiträge im Forum hierzu.
Ein neuer Forschungsbeitrag aus Würzburg (
Studie aus Würzburg;
Prusty et al., 2018) hat mich nun auf die Spur des
Humanen Herpes Virus HHV-6 gebracht. Im Gehirn von bipolar Erkrankten und schwer depressiven Patienten wurden erhöhte Entzündungswerte mit diesem Virus gefunden.
HHV-6 produziert ein Protein namesn SITH-1 (
HHV-6 Foundation), dass Stimmungsschwankungen auslösen kann. In Versuchen mit Mäusen wurde nachgewiesen, das SITH-1 die Tiere manisch bzw. depressiv macht. In einer weiteren Vergleichsstudie zwischen bipolar erkrankten und gesunden Menschen, wurde zudem festgestellt, dass 76% der bipolar erkrankten Menschen erhöhte SITH-1 Antikörperwerte hatten - nicht jedoch die Gesunden.
Hinzuzufügen ist, dass das HHV-6 Virus durch Stress getriggert wird. Das heißt, je mehr Stress umso eher bricht die HH6-Infektion aus und produziert das Protein SITH-1 das wiederum manisch oder depressiv machen kann. Passt also gut ins Bild der bipolaren Störung.
Und jetzt kommt der interessanteste Part: Japanische Forscher haben auf Basis der entdeckten Zusammenhänge zwischen HHV-6, SITH-1 und Manie/Depression bereits 2014 ein Patent angemeldet (
HHV-6 Foundation;
Patent) für eine
neue Methode um "Mood Disorders" (darunter auch Bipolare Störung) zu diagnostizieren, verhindern und zu behandeln. Es soll sich um ein antivirales Nasenspray handeln, dass den HHV-6 Herpesvirus in Schach hält und dadurch verhindert, dass die manischen und depressiven Phasen durch SITH-1 Proteine getriggert werden.
Da das Patent noch nicht durch ist und es sicher noch klinische Studien braucht bis das Medikament zugelassen ist, wird noch eine Weile vergehen. Aber findet ihr nicht auch, dass das mal ein wirklicher Hoffnungsschimmer ist? Hat von euch vorher schon jemand von diesem oder einem andernen potentiellen Medikament gehört, das kein klassisches Psychopharma ist, und trotzdem helfen kann?
Freue mich auf eure Kommentare.
Maria*