5. bzw. 1. Gebot versus Suizid

10. 11. 2018 19:35
Viele von uns sind nicht gläubig. Als ich noch in die SHG Bipolar ging, habe ich mal von meinen Erlebnissen mit Gott berichtet. Sie haben sie gleich belächelt und gefragt: "Ach du denkst tatsächlich, das war Gott?" Diese Menschen glauben nicht an Gott. Heute denke ich, dieses Zweifeln und Nicht-Glauben stürzt einen noch tiefer in die Depression. Mir ging es früher auch so, ich habe auch gezweifelt, obwohl er mir geholfen hatte. Der Grund, warum ich keinen Suizid begangen habe, ist das 5. Gebot. Das gilt auch für mich selbst. Mein Dasein hat einen Grund. Jedes Dasein hat einen. Der eine kann gut kochen, der andere schreibt nützliche Bücher, der andere kann singen, usw. Auch Gedichte und Kurzgeschichten können den Alltag bereichern, wenn man für einen Roman nicht den langen Atem hat.

Heute denke ich, es geht einem automatisch schlechter, wenn man am Sinn des Lebens zweifelt. Besonders wenn man noch jung ist, wird man depressiv, wenn man seine Bestimmung nicht kennt. Das kann man ja auch buddhistisch betrachten: Dass wir alle Teile eines großen Ganzen sind, und jedes Teil seinen Platz hat, so wie ein gigantisches Puzzle, das nicht vollständig ist, wenn ein ganz kleines Teil fehlt. Wir fehlen so lange, bis wir unseren Platz gefunden haben. Mit dem Freitod verlängern wir die Zeit, in der es unvollkommen ist.

Die 5 sittlichen Gebote des Buddhismus sind ja ähnlich wie die 10 Gebote im Buch Mose.
In den Fünf sittlichen Geboten steht:

1. Töte keine Lebewesen, weder Menschen, Tiere noch Pflanzen.
2. Nimm nicht, was dir nicht zusteht, also stehle nicht.
3. Sei nicht unkeusch
4. Sprich nicht die Unwahrheit, verletze andere nicht durch Worte und führe keine sinnlosen Gespräche.
5. Nimm keine berauschenden Mittel wie Alkohol oder Drogen, damit Geist und Verstand klar sind.

Also würde der Suizid gegen das erste Gebot verstoßen. Wer nun Atheist ist oder einen anderen Glauben hat, wird auch, ähnlich wie viele, die den schlimmen Weg gehen, besonders in jungen Jahren diesen Ausweg wählen. Weil dann viel mehr Ängste präsent sind. Man hat nicht so viel Lebenserfahrung und bekommt daher leichter Existenzangst, besonders, weil man seine Berufung bzw. den richtigen Beruf, noch nicht gefunden hat. Mir ging es auch so, als Mitarbeiterin einer Importfirma in der Registratur, war ich geistig unterfordert, der Arbeitsplatz wackelte schnell. Man traute mir keine anspruchsvollen Arbeiten zu. Nebenbei habe ich Gedichte geschrieben.

Mir war immer klar, was ich wollte. Den meisten Menschen ist klar, welchen Beruf sie gerne ausüben würden, sind aber daran gehindert z. B. durch fehlende Schulbildung, mir fehlte ein Abitur zum Studium. Sie wissen, was sie machen wollen, können sich aber ihren Wunsch nicht erfüllen, aus vielfältigen Gründen (Gesundheit, Bildung...). So lernen sie einen ungeliebten Beruf und fühlen sich fehl am Platz. Sie sind frustriert (ich gehörte dazu), erfolglos, und dann kommt noch Liebeskummer oder eine andere schwierige Beziehung dazu, so werden sie depressiv.

Es liegt nicht alles immer an der trüben Jahreszeit. Man kann auch im Sommer depressiv sein, man kann das ganze Jahr über depressiv sein. Man kann auch lange Zeit hypoman sein, wenn man verliebt ist oder wenn die Stimmung kippt, weil sie unerträglich wird, habe ich alles schon erlebt. Der Grund, warum ich mich als junger Mensch nicht umgebracht habe, war die Gewissheit, dass da ein Schöpfer ist, der mir hin und wieder aus dem Schlamassel hilft, wenn mir sonst niemand helfen kann. Und das frühzeitige Auswendiglernen der 10 Gebote. Die konnte ich mit 9 schon auswendig, weil meine Mutter ständig das 4. Gebot zitiert haben wollte. Sie war der Ansicht, dass ich es nicht befolge. Ich wusste, sie hat damit Recht, aber ich konnte diese Menschen einfach nicht lieben.

So dachte ich irgendwann, dass ich nicht gegen das 5. verstoßen kann. Aber stehlen, das traute ich mir zu, und war der Ansicht, ich werde bestraft von Gott mit Eltern, die mich schlagen, dann kann ich ja auch was anstellen, um die Strafe zu verdienen. So hätte ich ja auch gegen das 5. Gebot verstoßen können. Aber dann meldete sich mein Gram, und ich dachte: "Willst du die gewinnen lassen, dann schmeiß dich weg. Eine Anzeige im Lokalblatt, eine Ansprache in der Klasse, und in ein paar Jahren haben sie dich alle vergessen. War es das wert, dafür durch die Hölle zu gehen?" - Nein, war es nicht, habe ich entschieden. Sie sollten wenigstens wissen, warum, und welche Rolle sie dabei gespielt haben. Also schreibe ich ein Buch darüber, ich bin immer noch am Schreiben, ich hatte exogene Depressionen, später dann zwar endogene, aber ursprünglich hatten sie Gründe.

So ein Buch darüber, wie andere dabei zusehen, dass jemand fertig gemacht wird, das wird gebraucht. Werden doch Handyvideos gemacht, während ein Mensch stirbt, und den Rettungskräften von Schaulustigen der Zutritt erschwert, so sehe ich heute, es wird immer schlimmer mit dem Voyeurismus. Und ich hoffe, ich kann mich ein bisschen beeilen mit dem Schreiben, damit es nicht so lange dauert, bis es endlich bei E-Stories entdeckt wird und sich ein Verlag dafür findet.

bi-polare Grüße
Bipolara

bipolar1, Autorin, Hobby-Fotografin u. -Komponistin

Nicht nur ich leide unter meiner Krankheit. Die anderen tun es auch manchmal.
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5. bzw. 1. Gebot versus Suizid

Bipolara 1518 10. 11. 2018 19:35

Re: 5. bzw. 1. Gebot versus Suizid

Diesel 442 10. 11. 2018 19:48

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Skandal 370 11. 11. 2018 14:16

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VanGogh 461 11. 11. 2018 15:07

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Skandal 451 13. 11. 2018 00:37

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Ceily 311 13. 11. 2018 12:43

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zuma 327 13. 11. 2018 16:03

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Diesel 282 13. 11. 2018 16:19

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Ceily 533 14. 11. 2018 08:01

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soulvision 516 13. 11. 2018 18:45



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